Doku des Alltags: Eisenbahn in München
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Münchner Eisenbahn Rechts der Isar
München-Berg am Laim

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Ernst Ulrich hat hier [www.drehscheibe-online.de] einen äußerst interessanten Beitrag über die kurze und im Allgemeinen wenig beleuchtete Episode der Baureihe 01 beim Bw Mühldorf (1965 bis 1967) gezeigt – mit interessanten Einsatzfotos im Münchner Stadtgebiet. Die Mühldorfer 01er kamen damals über die Mühldorfer Strecke bis München Hbf und hielten sich im Bw München Ost auf. Im weiteren Verlauf des Beitrags sind auch Aufnahmen des Haltepunkts Berg am Laim zu sehen, welche dessen Zustand in den 1960er Jahren anschaulich dokumentieren, und ebenfalls die veränderte Lage des damaligen Bahnsteigs gegenüber des heutigen S-Bahnsteigs zeigen. Genau das soll das Thema des folgenden Beitrages sein.

Ernst hat mir freundlicherweise weitere 60er-Jahre-Aufnahmen vom unmittelbaren Bereich des Haltepunkts zur Verfügung gestellt, um diesen Beitrag möglich zu machen. Gegenübergestellt seien meine eigenen Bilder aus den Jahren 1997, 2013 und 2021. Im folgenden also eine umfangreiche, aber noch nicht restlose Dokumentation des Betriebs rund um Berg am Laim, beobachtet von einem Bahnsteigende zum anderen, quer durch die Jahrzehnte und, wie ich hoffe, für Interessierte möglichst nachvollziehbar.
1.) Der Hp Berg am Laim war vor der S-Bahnzeit ein unscheinbarer Haltepunkt am km 2,32 (seit 1972 km 2,443) der Strecke München Ost – Mühldorf. Der Hp diente hauptsächlich dem Vorortverkehr München Ost – Markt Schwaben – Erding. Nur vereinzelt hielten auch Personenzüge nach/von Mühldorf. Die seit 1972 vorhandene Verbindung Richtung Rosenheimer Trasse gab es ursprünglich nicht. Die Rosenheimer Strecke hatte keinen Haltepunkt in Berg am Laim.

Diese Ansicht vom Sommer 1970 zeigt einen Blick vom westlichen Bahnsteigende nach Osten. Links die südliche Ein- und Ausfahrgruppe vom Rangierbahnhof München Ost, links hinter dem Turmmasten ist das Stellwerk R5 zu sehen.

Die Streckengleise am Haltepunkt haben zu diesem Zeitpunkt noch keine Oberleitung. Die Elektrifzierungsarbeiten bis nach Markt Schwaben dürften aber zu diesem Zeitpunkt schon längst im Gange gewesen sein, denn ab dem 7.9.1970 war die Strecke bis Markt Schwaben elektrifiziert. Hier sieht man auf dem Richtungsgleis dorthin gerade noch einen 515 mit dem Fahrtziel Erding entschwinden. Im Gegensatz zu heute hatte die Strecke damals noch keine Verbindung zum Rosenheimer Streckenast. Auf diesem kommt hier gerade eine 144 solo Richtung München Ost Pbf angefahren.
2.) Am 16.9.1965 fährt 01 240 mit dem P 1116 von Mühldorf ohne Halt durch den Hp Berg am Laim. Es ist etwa 14 Uhr, um 14:05 ist planmäßige Ankunft in München Ost. Hier ist das hölzerne, beheizbare Wartehäuschen näher zu sehen. Hier endete der Bahnsteig, direkt dahinter durchquert die Unterführung der Truderinger Straße das ganze Gleisfeld. Hinter der Schwenktüre rechts führt ein Treppenabgang direkt zur Unterführung hinunter (vgl. auch Bild 3). Das Signal am rechten Bildrand steht am Rosenheimer Streckengleis und gehört zum Bk Berg am Laim.

Von den Mühldorfer Personenzügen hielten in den 1960er Jahren folgende in Berg am Laim (Sommer-Fpl 1962):

P 1101 München Ost 5:06 – 5:09 München-Berg am Laim 5:09 – 6:45 Mühldorf | werktags
P 1100 Mühldorf 4:51 – 6:10 München-Berg am Laim 6:10 – 6:14 München Ost | werktags

P 1121 München Ost 17:12 – 17:16 München-Berg am Laim 17:16 – 18:41 Mühldorf | W(Sa)

P 1123 München Ost 17:54 – 17:58 München-Berg am Laim 17:58 – 19:31 Mühldorf | W(Sa)

P 1132 Mühldorf 19:47 – 21:20 München-Berg am Laim 21:20 – 21:24 München Ost | werktags

P 1135 München Ost 23:40 – 23:44 München-Berg am Laim 23:44 – 1:00 Mühldorf | täglich

Spätestens 1968 entfällt der Halt vom P 1121.
3.) Kurz ins Jahr 1997 geschaut: 120 122 befördert ihren Interregio nach München und befindet sich gerade auf der Unterführung der Truderinger Straße. Linkerhand auf dem Bahnsteig ist ein schmaler Treppenabgang zu sehen. Dieser ist identisch mit dem, der auf Bild 2 hinter der Schwenktüre des Gebäudes sich befindet. Er wurde nach dem Bau des S-Bahnsteiges noch beibehalten (seit einigen Jahren ist er nicht mehr existent). Der Hauptzugang der S-Bahn wurde jedoch weiter östlich auf dem nunmehr versetzten Bahnsteig unterhalb des Daches geschaffen, inklusive eigenen Zugangstunnel.
4.) Der Nachschuss auf den IR 2194 zeigt die Streckensituation, wie sie nach Vollendung des kreuzungsfreien Ausbaus der in Blickrichtung gelegenen Station Leuchtenbergring (km 1,14) ab 1984 bestand. Das Streckengleis der S-Bahn (Linien S 4 und S 6) zweigen hier nach rechts ab und überqueren sowohl die Zufahrtsgleise des Rangierbahnhofs, als auch das Streckengleis der S-Bahn nach Ismaning (seit 1992 nach Flughafen Terminal) sowie die Zufahrtsgleise zum S-Bahn-Bw Steinhausen. Das mit einem Linksschwenk abzweigende eigentliche Streckengleis wurde nunmehr nur noch von Zügen von Mühldorf nach München genutzt. Das Richtungsgleis daneben dagegen von Zügen nach Mühldorf und von der S-Bahn. Links vom Interregio befindet sich das Gelände vom früheren Bw München Ost. Inzwischen ragen hier neue Häuser in die Höhe: das neue Stadtviertel Baumkirchen Mitte. Der vordere Teil des Bw bleibt als Biotop erhalten, mitsamt der dortigen Drehscheibe.

Seit 2003 verläuft die Mühldorfer Hauptstrecke durch den stillgelegten Teil des Rangierbahnhofs München Ost. Damit entfiel ein kurzes eingleisiges Nadelöhr im Bereich Leuchtenbergring (s. hier: [doku-des-alltags.de] ). Im Zuge dessen wurde auch das hier linksschwenkende Streckengleis stillgelegt und die Weiche ausgebaut.
5.) Vergleichende Ansicht vom September 1966, als 01 168 mit einem Personenzug nach Mühldorf in Berg am Laim einen Halt einlegt. Es handelt sich entweder um den P 1121 oder 1123. Links ist die Bekohlungsanlage des tiefergelegenen Bw München Ost zu sehen, oberhalb auf selben Niveau der Streckengleise sind lange Abstellgleise auf denen Vorortzüge abgestellt werden. Die gesamte viergleisige Streckentrasse führt direkt nach München Ost Pbf, den Bahnhof Leuchtenbergring gibt es damals noch nicht. Ebenfalls ist wieder gut zu sehen, dass nur die Rosenheimer Streckengleise elektrifiziert sind. Der Bahnsteig reicht ein gutes Stück weiter nach Westen, als der Bahnsteig auf Bild 4.
6.) 01 168 setzt mit ihren Umbauwagen die Fahrt nach Mühldorf fort. Dieses Bild entstand nun jenseits des Wartehäuschens und verdeutlicht, dass hier der Bahnsteig zuende war. Rechts ist ein mit Geländer und Betonmauer gesicherter Lichtschacht der Straßenunterführung. Das Hp 1 zeigende bayerische Formsignal gehört zum Bk Berg am Laim. In der Gegenrichtung stehen die Signale für beide Strecken auf einer Signalbrücke! Das Stellwerksgebäude der Blockstelle stand südlich der Gleise.
7.) Östliches Bahnsteigende 1997. Man ist näher dran, an den Ausfahrsignalen von MOR. Rechts am Lichtsignal des Sbk 211 ist die Tafel des km 12,4 (München Hbf – Rosenheim). Die Formsignalbrücke befand sich an Position des km 12,5. Die Weichenabzweige von/nach Trudering im Hintergrund wurden auch erst für die S-Bahn geschaffen. Über das Überwerfungsbauwerk im Hintergrund führt das Ein-/Ausfahrgleis vom Rbf Richtung Trudering, sowie das S-Bahngleis von Trudering. Unten durch geht es nach Markt Schwaben und weiter nach Mühldorf.

Hinter dem Güterzug mit der grünen 151 spitzt das Walmdach des Stw 6 hervor, das auch 2022 noch in Betrieb ist. Zum Aufnahmezeitpunkt erstrecken sich dahinter noch die Richtungsgleise und der Ablaufberg vom Rangierbahnhof.

8.) Vergleichsbild von 2021: 420 489 ist von Trudering nach Geltendorf unterwegs. Links davon der letzte noch in Betrieb befindliche Rest des Rangierbahnhofs, die noch immer mit Formsignalen bestückte südliche Ein- und Ausfahrgruppe. Auch hier ist das Dach des Stw 6 zu sehen, jedoch verläuft dahinter seit 2003 die Trasse der Mühldorfer Strecke, den Rest des Rbf hat sich die Natur zurückerobert.
9.) Wir bewegen uns auf dem S-Bahnsteig wieder zurück nach Westen, zum km 2,4. Hier sind die Streckengleise deutlich höher gelegen, als die Gleise des Rbf. 420 613 ist von Erding nach Tutzing unterwegs und steht hier gerade auf der Unterführung der Truderinger Straße. Rechts davon auf dem Bahnsteig steht eine Werbetafel, an deren Position früher der auf Bild 6 zu sehende Lichtschacht war.

Links drüben ist das Stellwerk R5 zu sehen.
10.) Der 420-Kurzzug verlässt Berg am Laim und schlägt die Route über das S-Bahngleis nach Leuchtenbergring ein. 11.) Der 420-Kurzzug verlässt Berg am Laim und schlägt die Route über das S-Bahngleis zum Leuchten-berg-ring ein.
11.) Der Lichtschacht ist hier nochmal zu sehen, am 23.7.1965, als 50 676 (Bw München Ost) mit einem Personenzug Richtung Markt Schwaben abfährt.
12.) Unten die Ausfahrsignale des Rangierbahnhofs Richtung München Ost Pbf mit dem Stw 3, das 2022 ebenfalls noch in Betrieb ist. Der 420 rechts befindet sich auf der Zufahrt zum Bw Steinhausen.
13.) Der Hintergrund in diesem Bereich sah 1965 noch anders aus. Im Juni 1965 wartet E 94 163 mit einem Güterzug, der mit einem Wacker-Kesselwagen angeführt wird auf die Ausfahrt Richtung München-Laim Rbf. Währenddessen ist dahinter eine 94 mit Rangierarbeiten beschäftigt.
14.) Eine Nahaufnahme einer 94 sollte schon auch noch sein: 94 1681, ebenfalls im Juni 1965, vom Bahnsteig Berg am Laim aus gesehen.
15.) Und noch eine in Farbe: im September 1966 dampft 94 1134 durch den Rangierbahnhof. Vorne am Streckengleis ist der Hektometerstein 3 (f. km 2,300 ab München Ost Pbf) mitsamt Pfeil Richtung nächstem Fernsprecher zu sehen. Diese Stelle befindet sich heute ein gutes Stück westlich vom Bahnsteigende. Auch hier ist wieder das Stellwerk R5 zu sehen.
16.) Abschließend noch eine Ansicht der vielfach erwähnten Unterführung der Truderinger Straße (19.4.1966). Eine 01 macht sich mit dreiachsigen Umbauwagen auf den Weg nach Mühldorf. Die zweite Hälfte des AB3yg passiert gerade das hölzerne Wartehäuschen, das sich ausserhalb des linken Bildrandes befindet, wo damals der Bahnsteig sich nach Westen erstreckte. Rechts sptitzt das Dach des Stellwerks R5 hervor, vgl Bilder 9 + 15.

Zur Unterführung der Truderinger Straße: mit einem Rundbogen aus Stampfbeton werden zunächst die vier Streckengleise unterquert. Würde man dem Gehsteig des Jahres 1966 hier folgen, könnte man in der Unterführung links die Treppe auf den Bahnsteig hinaufgehen. Man beachte den hellen Lichtschimmer zwischen der dritten und vierten Leuchte an der Tunnelwand. Darüber befindet sich der weiter oben erwähten Lichtschacht. Auf der Google-Street-View-Aufnahme von 2008 kann man noch einen Eindruck von dem Treppenaufgang haben: [www.google.de]

Gleichzeitig sieht man hier die Unterbrechung im Bogen nach oben, wo einst der Lichtschacht war, der mit dem Bau des S-Bahnsteiges verschlossen wurde.

Weiter hinten beginnt die wesentlich längere Unterführung unter den Gleisen des Rbf Ost hindurch.
17.) Erdinger Vorortverkehr zu Beginn des Jahres 1968, noch mit alten Nummern. ETA mit ESA 150 017 von Erding nach München Ost bei der Abfahrt in Berg am Laim. Obligatorisch die dauerhaft aufgesteckten Zugschlussscheiben, unabhängig von der Fahrtrichtung (Foto: Mitja Martinoff, Sammlung E. Ulrich).

Das links zu sehende Stellwerk könnte das Stellwerk 2 sein, es stammt vom Baustil her auf jeden Fall aus der Frühzeit des Rbf. Stw 2 war von 1924 bis 1980 in Betrieb. Auf meinen eigenen Fotos taucht es nicht mehr auf, daher ist das durchaus wahrscheinlich.
18.) Am 20.5.1969 rollt ein FS-Triebwagen als TEE Mediolanum am Bahnsteig Berg am Laim vorbei.
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