Doku des Alltags: Eisenbahn in München
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München Hbf — München-Mittersendling — Großhesselohe [5505 + 5530]
Streckenabschnitt Harras — Mittersendling nördliche Einfahrt

Übersicht [5505]
München Hbf | Heimeranplatz | Harras / Forstenriederstr | Mittersendling | Siemenswerke | Solln | Großhesselohe
[5530] + [5531] München-Laim RbfAbzw. Friedenheimer BrückeHeimeranplatz | München Süd / München-Mittersendling

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Der Bahnhof München-Mittersendling liegt am Streckenkilometer 6,450 von München Hbf. Die seit Abzw. Westendstraße parallel laufende Strecke von München-Laim Rbf endet hier mit dem km 5,708. Der heute unscheinbare S-Bahnhof war einst ein bedeutender Knotenpunkt im Güterverkehr mit einem weit verzweigten Netz von Industrieanschlüssen Richtung Westen und ein idyllischer Vorstadtbahnhof mit einer Mischung von städtischer und gleichzeitig ländlicher Atmosphäre.

1.) Am 31.1.1975 rollt 218 242 mit dem N 6653 dem Bf. Mittersendling entgegen, wo der Zug um 16:31 einen Halt einlegt. Im weiteren Abschnitt bis Holzkirchen hält der Zug ausserdem in Deisenhofen, Sauerlach und Otterfing.

Nachdem immer mehr 218 ausgeliefert und den Bw Mühldorf und Kempten zugeteilt wurden, verschwanden 215 und 216 nach und nach aus dem Münchner Eisenbahngeschehen.
2. + 3.) Blick in die entgegengesetzte Richtung. 144 094 mit dem N 8134 Deisenhofen 16:12 – 16:40 Mü-Pasing. Hier nach dem Halt in Mittersendling um 16:27 bei der Vorbeifahrt an den beiden Einfahrsignalen.

4.) Am 3.2.1977 fotografierte Claus-Jürgen Schulze an der Marbachstraße in exponierter Lage die 118 037 mit einer kunterbunten Wagengarnitur (Byg - Bm 234 - Dms - WL - Av - Ap). Es handelt sich um einen Laufprobezug vom AW München-Neuaubing.

"Laut Werner Marx, Werkstattleiter AW Neuaubing, wurden Abnahmeprüfzüge mit 118 nach Holzkirchen und zurück gefahren, weil die Lok die für die meisten Wagen gültigen 140 km/h im Perlacher Forst voll ausfahren konnten, meistens auch drüber. Beim ersten Zug war wegen dem Byg nominell bei 120 finito, aber 140 hält der auch." (Paul Müller)

Im Hintergrund ist ein weiterer Zug zu erkennen: eine von Wolfratshausen kommende 141 mit Doppelleuchten und 5 Silberlingen, gerade im Bf. Mittersendling.
5.) 118 055 ist am 16.3.1977 mit einer kürzeren Wagenreihe (WR - Bm 234 - Bn) südwärts unterwegs. Im Vergleich zu Pauls Aufnahmen (1-3) fällt auch die inzwischen begrünte Anlage entlang der Strecke auf. Der achteckige Spielplatz existiert noch heute, wenngleich auch rundum mit grünem Blätterdach.

6.) Wir gehen zurück in die noch oberleitungsfreie Zeit und noch ohne drittes Spitzenlicht. Ernst Ulrich hat aus seiner Schatzkiste einige Aufnahmen von Günter Luckmann hervorgeholt, die ein Mittersendling aus einer fernen Zeit zeigen.

Hier ist die Bahnhofseinfahrt Mittersendling im Sommer 1955 zu sehen. Eine 78 verlässt mit einem Personenzug den Bahnhof Richtung Hauptbahnhof. Es kann sich um den P 1218 aus Lenggries (mit Zugteil P 18 von Tegernsee) handeln, der um 18:33 in Mittersendling einen Halt einlegt.

Der unleserliche Stein vorne dürfte den km 5,0 (v. Laim Rbf) markieren.

Interessant sind die Formsignale: Die Masten der Hauptsignale sind noch aus der Bay. Staatsbahnzeit, die bayerischen Flügel sind in Reichsbahnausführung (nicht durchbrochen, wie z. B. auch in Garmisch), die Beleuchtung entspricht der Einheitsbauweise. Beim Signal des Laimer Gleises (rechts) sind Lampen und Blenden interessanterweise heruntergelassen.

Unmittelbar hinter den Signale befindet sich der BÜ Johann-Clanze-Straße mit dem Posten 2
7.) Planausschnitt, Abschnitt Einfahrsignale – BÜ Johann-Clanze-Str – Einfahrweichen.
8.) Fotostandort BÜ Heckenstallerstraße, etwa 300 m südlich von Bild 6 (der Wohnblock hier spitzt auf dem vorherigen Bild oberhalb des 6. Wagens hervor). Heute tobt hier anstelle des beschaulichen Bahnübergangs der Straßenverkehr des Mittleren Rings eine Etage tiefer hindurch. Der Schrankenbaum an rechten Bildrand gehört zum BÜ Schöttlstraße, daneben steht das Stellwerk Mn vom Bahnhof Mittersendling.

Ein Eiltriebwagen von Tegernsee/Lenggries eilt ohne Halt durch Mittersendling.

Bei der Triebwageneinheit läuft vorne der VS 145 076, der VT ist einer der drei VT 51.1 (VT 51 102–104; ex VT 137 114–116), die bis zu ihrer Ausmusterung beim Bw Rosenheim stationiert waren. Für diese Leistungen setzte die TAG ausserdem ihren eigenen VT 25 (Esslingen, Bj. 1940) und ab 1963 den VT 26 (später als VT 03 zur Regentalbahn). Ausserdem fuhr auch der VT 32 002 (ex VT 137 074) diese Einsätze, der von 27.12.1952 bis 7.9.1955 beim Bw Freilassing beheimatet war, anschließend bis 5.5.1960 beim Bw München Hbf.

Im Sommerfahrplan 1955 gab es werktags folgende Eiltriebwagenläufe von Tegernsee nach München:

E 1200 Tegernsee 8:10 – 9:09 München Hbf
E 1206 Lenggries 15:50 – 16:18 Schaftlach 16:23 – 17:00 München Hbf, mit Zugteil E 206 Tegernsee 16:00 – 16:19 Schaftlach


Da es hier bereits Nachmittag ist, handelt es sich um den E 1206/206:

Die Fahrzeiten des E 1206/206 (So-Fpl. 1955):
E 206
Tegernsee 16:00
Gmund 16:08
Schaftlach an/ab 16:19/23

E 1206
Lenggries 15:50
Obergries 15:55
Gaißach 16:00
Bad Tölz an/ab 16:04/07
Schaftlach an/ab 16:18/23
Holzkirchen an/ab 16:31/32
München Hbf an 17:00

Ab Schaftlach wird nur noch in Holzkirchen gehalten.

Weitere Informationen zu den Eiltriebwagen im Jahr 1958 auf Detlev Hagemanns Seite. (externer Link)


Erläuterung der Beheimatung von VT 51.1 beim Bw Rosenheim:

[i]Von den 4 nach dem Krieg in Westdeutschland verbliebenen Triebwagen wurde
- VT 51 101 an die Hohe Kommision der US-Mächte übergeben
- VT 51 102 und 104 benutzte die HVB als Salon-Reisewagen.
- VT 51 103 war kurzzeitig in der BD Münster (Bw Rheydt) stationiert und stand der britischen Armee zur Verfügung.

Der 101 ging 1953 an die DB zurück, die drei wurden Anfang 1954 an die DB zurückübergeben.

Der 101 war in der BD Hannover beheimatet, 102 und 104 in der BD Frankfurt [M], der 103 am o.g. Standort.

Alle 4 Triebwagen wurden nach Beendigung der Sonderverwendung im AW Nürnberg soweit umgebaut, dass sie wieder in den Personenverkehr eingestellt werden konnten.

Ab Jahresende 1954 waren stationiert
101 BD Hannover
102 - 104 BD München, Bw Rosenheim

Die Stationierung in Rosenheim war Eigenentscheidung der BD München ohne Rücksprache mit der HVB.
Daher auch die fehlende Stationierungsangabe in den Internet-Angaben.

Alle vier Triebwagen wurden zum 31.12.1957 ausgemustert, als Rosenheim genügend moderne VT 98 zur Verfügung hatte.[/i]

Quelle: BD München, Lokdezernat, Vermittlung dorthin durch den Wagendezernenten Dr. Lamers, dokumentiert von Paul Müller (Isartalbahner)
9.) Kurz darauf folgt eine 78 wohl mit dem nur Samstags fahrenden P 1318 von Bayrischzell, Halt in Mittersendling um 17:11. Hinter der Lok läuft ein preußischer Abteilwagen (aufgrund Flachdachform des Bremserhauses Baujahr vor 1904), dahinter ein Wagen der Bauart C 21 (Bj. 1921–27).

Die Fahrzeiten des P 1318 (So-Fpl. 1955):
Bayrischzell 15:28
Osterhofen 15:32
Geitau 15:36
Fischbachau 15:42
Fischhausen-Neuhaus 15:56
Schliersee an/ab 16:04/16:12
Hausham 16:16
Miesbach 16:23
Holzkirchen an/ab 16:42/16:43
Deisenhofen an/ab 16:58/16:59
Mü-Mittersendling 17:11
München Hbf 17:19

Der Zug hält nicht überall.

10.) 64 432 (Bw München Hbf) mit dem P 2857 von Bichl. Die Lok war von 6.10.1950 – 1.6.1951 beim Bw München-Thalkirchen beheimatet, nach dessen Auflösung beim Bw München Hbf. Die 64 432 gehörte zu den wenigen ihrer Baureihe, die seitlich einen Dejektor für die Wasserreinigung haben, wodurch der Wasserkasten auf der Heizerseite verkürzt ist.

Die Fahrzeiten des P 2857 (So-Fpl. 1955):
Bichl 16:00
Bad Heilbrunn 16:05
Bocksberg 16:11
Fletzen 16:15
Beuerberg 16:25
Eurasburg 16:32
Bolzwang 16:37
Degerndorf 16:41
Wolfratshausen an/ab 16:45/16:51
Icking 17:02
Ebenhausen-Schäftlarn 17:09
Hohenschäftlarn 17:12
Baierbrunn 17:18
Buchenhain 17:22
Höllriegelskreuth-Grünwald 17:27
Pullach 17:30
Großhesselohe Isartalbahnhof 17:34
München-Solln 17:37
München-Mittersendling 17:41
München-Forstenriederstraße 17:44
München Hbf/ Holzkirchner Fbf 17:52

Die gesamte Isartalbahn hat eine Streckenlänge von 50,6 km. Der km 0,0 liegt auf dem Verbindungsgleis München Süd – München Isartalbf zwischen den Brücken über die Dreimühlenstraße und Isartalstraße. München Isartalbf hat den km 0,27. Großhesselohe Isartalbf (km 5,9) ist seit 1942 mit der 1,3 km langen Verbindungskurve von Solln an die Holzkirchner Hauptstrecke angebunden.

Bei der DB war die Isartalbahn betrieblich in zwei Äste gegliedert:
KBS 429g München Hbf – Mittersendling – Solln – Großhesselohe Isartalbf – Höllriegelskreuth-Grünwald – Wolfratshausen – Bichl (– Kochel) [dampfgeführte Züge]
KBS 429h München Isartalbf – Großhesselohe Isartalbf – Höllriegelskreuth-Grünwald [elektrische Triebwagen]

Der elektrifizierte Abschnitt München Isartalbf – Höllriegelskreuth-Grünwald wurde bis März 1955 mit 750 V Gleichspannung betrieben. Am 25.3.1955 fiel im Kraftwerk Maria Einsiedel der Gleichrichter aus, was zum Ende des Gleichstrombetriebes führte. Die bislang eingesetzten vier ET 182 01, 11, 12 und 21 wurden vorübergehend ersetzt durch ETA 150 001 und 002, sowie zwei ETA 179.1 vom Bw München Ost. Die Isartalbahn wurde währenddessen auf Wechselstrombetrieb 15 kV 16 2/3 Hz umgestellt und am 18.5.1955 ging die Oberleitung wieder in Betrieb. Eingesetzt wurden seitdem ET 85 mit ES 85, bis 31.12.1962 auch EB 85. 1960 wurde schließlich die Strecke bis nach Wolfratshausen elektrifiziert.

(Quelle: Claus-Jürgen Schulze, Die Isartalbahn, Bufe-Verlag).

Der hier zu sehende P 2857 aus Bichl begegnete also im Bahnhof Höllriegelskreuth-Grünwald um 17:27 einem ET 85, der um 17:21 als 3360 von München Isartalbf angekommen war und um 17:32 als 3361 dorthin wieder abfuhr.

Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme, als die 64 Mittersendling verlässt, war der ET 85 gerade zwischen Großhesselohe Isartalbahnhof (ab 17:40) und Prinz-Ludwigs-Höhe (ab 17:43) unterwegs. Dort kreuzte um 17:43 bereits der nächste Triebwagen nach Höllriegelskreuth, der 3364. Die zweigleisige Vorortstrecke wurde im Halbstundentakt (!) befahren.

Ankunft des Pt 3361 in München Isartalbahnhof 17:51, eine Minute vor dem P 2857 in München Hbf.

11.) Mitte der 1950er Jahre sind beim Bw München Hbf noch vier GtL 4/4 beheimatet: 98 815, 819, 823 und 867 (Stand 1.12.1956). Hier rollt 98 823 mit einem Übergabezug auf dem Laimer Gleis nordwärts. Auf dem Behälterwagen hinter der Lok ist das Firmenlogo von Philip Morris zu erkennen. Die Tabakfabrik direkt am Bahnhof Mittersendling wurde zum Zeitpunkt noch von Reemtsma betrieben. Ab 1975 produzierte hier Philip Morris. Möglicherweise wurde aber auch schon vorher Rohtabak mit Behältern von Philip Morris angeliefert.

98 823 hatte eine bewegte Beheimatungsgeschichte quer durch Oberbayern und war zuletzt bis Ende April 1960 beim Bw München Hbf im Einsatz: revisionsdaten.de (externer Link)
12.) Dieser Planausschnitt (Stand 1960, Nordung links) zeigt den Bereich nördlich des Bahnhofs Mittersendling mit den beiden erwähnten Bahnübergängen Heckenstallerstr. und Schöttlstr., sowie das Stellwerk Mn und die Ladegleise im nördlichen Teil des Bahnhofs. Die Einfahrsignale befinden noch weiter nördlich ausserhalb der Karte. Der Bahnhof hat zu diesem Zeitpunkt nur zwei Ausfahrsignale nach Norden: an Gleis 1 und ein Gruppenausfahrsignal an Gleis 3 für die Gleise 3, 4 und 5.
13.) Die Szenerie von Süd nach Nord gesehen, 1967 von Claus-Jürgen Schulze fotografiert, Standort Bahnübergang Schöttlstraße. Rechts ist wiederum der Wohnblock. Hinter dem letzten Haus verläuft die Heckenstallerstr. Es fällt auf, dass der dortige Bahnübergang nicht mehr existiert. Dieser wurde bereits zwischen 1960 und 1963 durch eine Unterführung ersetzt.

78 303 ist am 27.5.1967 mit dem E 709 nach Lenggries und Tegernsee unterwegs. Der Zug hält erst in Holzkirchen. Wie schon in den Teilen 1 und 2 angemerkt, ist die Strecke München Hbf – Solln – Großhesselohe Isartalbf seit 29.9.1957 elektrifziert.
14.) Nördliche Bahnhofsausfahrt Mittersendling im Februar 2016. Links das Streckengleis nach Laim Rbf, rechts die beiden Streckengleise nach München Hbf. Gleich hinter den Signalen die Unterführung der Schöttlstraße, vormals Bahnübergang.
15.) Unterführung Heckenstallerstraße im Jahr 2021. Einziges Wiedererkennungsmerkmal zu den Bildern 8-11 ist der Wohnblock entlang der Leipardstr, der inzwischen ein quaderförmiges Gebäude vorgesetzt bekommen hat.

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