Doku-des-Alltags: „BD München“

 

München – Landshut – Regensburg / Neufahrn – Radldorf – Straubing

Neufahrn (Niederbay)
km 99,2 v. München Hbf / km 0,0 n. Radldorf

Die Geschichte des Bahnhofs Neufahrn ist mit der Bayerischen Ostbahn AG verknüpft, die 1856 zur Erschließung von Niederbayern und der Oberpfalz gegründet wurde. Denn die bislang gebauten Bahnstrecken verbanden nur die großen Wirtschaftszentren miteinander. Dank eines am 19. März 1856 erlassenen Gesetzes war es möglich, private Eisenbahngesellschaften zu gründen, die mit Hilfe von staatlichen Zuschüssen finanziert werden konnten.

Am 12. April 1856 wurde die Ostbahn gegründet und am 3. November 1858 konnte schon der Streckenabschnitt München – Landshut eröffnet werden. In München hatte die Ostbahn ihren eigenen Bahnhof nördlich des Staatsbahnhofs, etwa an der Stelle des heutigen Starnberger Flügelbahnhofs. Damals zweigte die Strecke noch auf Höhe der heutigen Donnersbergerbrücke beim Werksgelände von Krauss & Co, das vor der Fusion mit Maffei dort ansässig war, nach Norden ab und führte über die heutige Landshuter Allee aus München hinaus.

Um möglichst kostengünstig zu bauen wurde nördlich von Landshut nicht der (heutige) direkte Weg nach Regensburg gewählt, sondern eine topographisch einfachere Variante, dem Tal der Kleinen Laber folgend, durch den Gäuboden bis Geiselhöring und von dort parallel zur Donau nach Regensburg.

Auf Dauer hat sich der Verlauf dieses Verkehrsweges als nicht vorteilhaft erwiesen, so daß ab 1870 eine Linienverbesserung einsetzte. 1873 wurden die Abschnitte Neufahrn – Obertraubling und Sünching – Radldorf – Straubing eröffnet. 1875/76 wurde die Ostbahn schließlich verstaatlicht und die Königliche Staatsbahn betrieb die Strecke, die ab Regensburg über Schwandorf und Amberg bis nach Nürnberg reichte. In Regensburg musste damals noch Kopf gemacht werden, da alle Strecken den Bahnhof von Osten erreichten und verließen.

Das größte Teilstück des ursprüngliche Verlauf nach Regensburg ist heute noch als Nebenbahn Neufahrn – Geiselhöring (– Radldorf) in Betrieb, die ziemlich geradlinig durch den flachen niederbayerischen Gäuboden führt.




Die Eisenbahnsituation 1859/60. Hellgrau sind die später gebauten Strecken. Die beiden Strecken Landshut – Geiselhöring – Regensburg und Geiselhöring – Straubing wurden zeitgleich am 12. Dezember 1859 eröffnet. Straubing – Passau war im drauffolgenden Jahr fertig gestellt.

Für einige Jahre war Geiselhöring eine wichtige Verkehrsdrehscheibe, nicht nur in seiner Funktion als Trennungsbahnhof, sondern auch als Spitzkehre für die Relation Regensburg – Passau. Geiselhöring war Lokbahnhof mit mehrständigen rechteckigen Remisen und dazwischenliegender Schiebebühne. Außerdem gab es eine Wagenhalle, eine Güterhalle, eine Drehscheibe und diverse Gleisanschlüsse.

1.) Neufahrn (Niederbay) Ende August 1989. Der Nto 5316 (798 649 und 998 872) bietet um 10:38 Anschluß nach Straubing. Eine Minute vorher verlässt der auf Gleis 2 stehende D 467 München – Görlitz den Bahnhof.

Nach dem Umzug der Rosenheimer Schienenbusse nach Mühldorf im Sommer 1987 übernahmen diese den Dienst auf der Strecke. Sie lösten die Schienenbusse vom Bw Hof ab, die von hier aus einen ziemlich weiten Weg in ihr Heimat-Bw hatten.

2.) Die Ausfahrt Richtung Regensburg. Noch regeln Formsignale den Betrieb. hier ist auch das Stellwerk 2 (Wärterstellwerk) zu sehen. Die bereits aufgestellten Lichtsignale kündigen die baldige Inbetriebnahme des elektronischen Stellwerks. Es ist nach Murnau das zweite ESTW bei der DB. Dabei handelte es sich um einen Prototypen von SEL (Standard Elektrik Lorenz), Inbetriebnahme. Drei Monate nach diesen Aufnahmen ging es am 29.11.1989 in Betrieb.

Rechts der zweiständige Lokschuppen, der noch zum Abstellen von Rottenkraftwagen diente.

3.) Das stattliche und für die kleine Ortschaft Neufahrn überdimensioniert wirkende Empfangsgebäude im April 1990 Es stammt aus dem Jahr 1873 und wurde zeitgleich mit der neuen Verbindung nach Regensburg fertiggestellt. Ob es je in seinem vollen Umfang als Direktionsgebäude der Ostbahn genutzt wurde, ist nicht ganz klar. Zwei Jahre später kam ja schon die Verstaatlichung der Bahngesellschaft.

Bevor die Strecke 1926 elektrifiziert wurde, besaß der Bahnhof Neufahrn eine Bahnsteighalle, die die Gleise überspannte.

4.) Stellwerk 1 an der südlichen Ausfahrt, wo der Fahrdienstleiter seinen Posten hatte.

5.) Abfahrt mit dem Schienenbus um 11:38 auf dem Straubinger Gleis. Dabei wird an der Einfahrt die letzte mit Formsignalbrücke der BD München passiert. Ursprünglich war sie mit zwei Signalen bestückt, zuletzt nur noch mit dem der Nebenbahn. Das Signal der Hauptstrecke steht links daneben.

6.) Die Signalbrücke am frühen Abend des gleichen Tages. Der Blick geht um 18:02 aus dem N 4389 Regensburg – Landshut, der von 141 024 geschoben wird. Das Esig des Straubinger Astes zeigt ebenfalls Hp 1 und kündigt den Nto 5329 an.

7.) Die südliche Ausfahrt am 17. April des darauffolgenden Jahres. Die Formsignale sind verschwunden, die Lichtsignale werden vom ESTW geschaltet. Das Gebäude vom Stellwerk 1 ist noch vorhanden.

212 135 (Bw Mühldorf) verrichtet Rangierarbeiten. Vielleicht bringt sie später auch den Übergabezug nach Geiselhöring.

8.) Überholung eines Kesselwagenzuges Richtung München durch den D 309 Berlin — München, aus dessen letzten Wagen dieses Bild entstand. Der Kesselwagenzug ist bespannt mit 140 800 und einer unbekannten grünen 140. Der Zug ist zuvor bereits hier in Regensburg Hbf aufs Bild gewandert.

9. + 10.) Vormittags wird die Gleisseite des imposanten Bahnhofsgebäudes von der Sonne angestrahlt. In den 90er Jahren wurden die 798 durch 628, ebenfalls vom Bw Mühldorf, ersetzt. Am sonnigen 10. Dezember 2016 wartet gerade 628 593 auf die Abfahrt nach Straubing und weiter nach Bogen.

11.) 628-Rennen: während 628 593 auf den Streckengleis der Nebenstrecke Neufahrn verlässt, folgt ihm auf dem Hauptstreckengleis ein weiterer 628.

12. + 13.) Es ist 628 532, der auf Leerfahrt Richtung Neutraubling und Regensburg unterwegs ist.

14.) Ein Stück weiter trennen sich die Wege der beiden Triebwagen.

15.) Wenig später kommt der Gegenzug von Bogen in Form von 628 570.

16.) Auch 2024 und 2025 sind noch die inzwischen auch betagten 628 auf der Strecke unterwegs. Auf Gleis 2 legt der 442 275 nach Regensburg einen Halt ein.

17.) Ausfahrt Richtung Regensburg. Das Prototypen-ESTW von 1989 wurde 2004 durch ein neueres ESTW ersetzt. Während das erste Stellwerk von 1989, das sich im Bahnhofsgebäude befand, noch von einem Fahrdienstleiter besetzt war, wanderte das neue unbesetzte ESTW in ein neues Nebengebäude. Es ist unbesetzt und von Landshut ferngesteuert. Seither regeln auch Ks-Signale den Betrieb.