1.) Als es noch die Zuggattung "Nahschnellverkehrszug" gab: 139 136 (E 40 1136) (Krauss-Maffei 1959, Erstbeheimatung Offenburg, Bw Mü Hbf 29.7.1971 - 12.12.1972) mit N3525 nach Holzkirchen am 27.11.1971.
2.) Die Nahschnellverkehrszüge nach Holzkirchen nannten sich seit der Aufnahme des S-Bahnbetriebes am 28.5.1972 fortan S 22. Die S 22 (wie auch die S 10 nach Wolfratshausen) bestand bis zum 31. Mai 1981 mit der Inbetriebnahme des Südstreckentunnels an der Donnersbergerbrücke und die lokbespannten Wendezüge durch Triebzüge der Reihe 420 ersetzt wurden. Mit dem Tunnel wurde erstmalig die Strecke München – Holzkirchen an den Starnberger Flügelbahnhof angeschlossen und die Strecke nach Wolfratshausen an die Stammstrecke der S‑Bahn. Die Leistungen der S 10 übernahm die S 7, die nunmehr auch an die Stammstrecke angebunden war. Die S 22 wurde im Wesentlichen zur S 27, die jedoch nur noch bis Deisenhofen fuhr und seitdem im Starnberger Flügelbahnhof abfuhr.
Am 18.3.1975 steht 140 813-7 (Bw Nürnberg) spät am Abend auf Gleis 4 zur Abfahrt nach Holzkirchen bereit.
Die letzte Bauserie der 140 war ab Werk wendezugfähig, so dass sie im Wendezugbetrieb eingesetzt werden konnte. Die im Münchner Vorortverkehr eingesetzten 140.8 waren im Bw Nürnberg Hbf (ab 1. Januar 1983 Bw Nürnberg 1) beheimatet.
3.) Am 23.10.1973 wartet 140 876-4 mit der S 22 auf die Ausfahrt nach Holzkirchen.
4.) Um die Mittagszeit vom 29.12.1973 erreicht die stahlblau lackierte 141 015-8 mit der S 10 aus Wolfratshausen München Hbf auf Gleis 4. Die Züge der S 10 bestanden üblicherweise tagsüber aus sechs dreiachsigen Umbauwagen + Steuerwagen. In der Hauptverkehrs zeit kam noch ein Dreiachser-Pärchen dazu. Überragt wird das ganze vom massiven Bau der Pschorr-Brauerei, deren Name 1973 noch alleine am Gebäude prangt, obwohl sie seit 1972 mit dem Hacker-Bräu (wieder-)vereint war. Das Gelände der Hacker-Brauerei ist dahinter zu erkennen.
Die beiden Brauereien fusionierten bereits 1793, als sich Maria-Theresia Hacker und Joseph Pschorr vermählten. 1841 übernahmen die beiden Söhne das Geschäft, und trennten das Unternehmen in Hacker-Bräu und Pschorr-Bräu. Kurz hintereinander zogen beide Brauereien 1864/65 auf das Gelände hier am damaligen Centralbahnhof, firmierten aber immer noch getrennt. Dieser Zustand hielt bis 1972, dann gingen sie wieder zusammen zu Hacker-Pschorr.
5.) Wendezüge mit Dreiachsern kennt man hauptsächlich in Kombination mit Mitteleinstiegs-Steuerwagen. Hier war aber bereits ein BDnrzf 740 eingereiht. Über dem seitlichen Führerstandsfenster ist die "Tür offen"-Leuchtanzeige zu sehen. Der Zug ist auf Gleis 4 eingefahren, heute Gleis 6. Bis 1974 wurden die Züge der S 10 komplett durch n-Wagen ersetzt.
6.) Zwei eigentlich für den Güterverkehr vorgesehene Einheitsloks auf Gleis 9 und Gleis 7 am 21. Mai 1975. Während die 150 143 (Bw Hagen-Eckesey) hier wohl mit einer Sonderleistung steht, ist die 140 859 hier ganz planmäßig im Einsatz.
7.) Die S 22 war nicht nur Münchnens schnellste S-Bahnlinie, sondern hatte auch das modernste Wagenmaterial, Karlsruher Steuerwagen BDnrzf 740 und Bnrzb 725 der neuesten Bauserien, kenntlich an den Lautsprechern neben den Türen und den "Tür offen"-Leuchten.
Der angeschnittene niedrige Wagen ganz rechts ist ein Schlieren. Einziger Planlauf eines solchen war der Tauern-Orient D 292 / 293, den stellte die TCDD (Türkische Staatsbahn). Der Zuglauf kann es von der Aufnahmezeit her nicht sein. Denkbar, dass wegen der Pfingstwoche die ÖBB einen solchen als Verstärkungswagen einsetzte.
8.) 150 143 hatte einen TOUROPA-Wagen dran, kenntlich an der hellen (=hellgrauen) Langträgerverkleidung.