Doku-des-Alltags: Strecken und Bahnhöfe

(München –) Holzkirchen – Lenggries

Bad Tölz
km 57,1 v. München Hbf

Wenn man mit der Bahn Richtung Lenggries unter­wegs ist, kann man kurz vor dem Erreichen des Bahnhofs Bad Tölz, etwa ab dem km 55,0, eine sich vom Bahn­damm ent­fernende Struk­tur ei­ner Bö­schung erken­nen, die dann zum Forst­weg wird und in einiger Ent­fernung bis zum Bahn­hof Bad Tölz parallel zur Strecke läuft und sich dort in heute bebau­ten Ge­lände verliert. Dabei handelt es sich um die ur­sprüng­liche Bahn­trasse zum ersten Tölzer Bahn­hof, der an anderer Stelle lag als der heutige.

Der heutige Bahnhof Bad Tölz befindet sich in Nordost-Südwest-Ausdeh­nung am km 57,1 ab München Hbf. Bis Bad Tölz gilt die Strecke als Haupt­bahn, das an­schlie­ßende Teilstück bis Leng­gries (km 66,6) als Neben­bahn. Die Strecke nach Tölz (seit 1899 Bad Tölz) wurde am 1. Juni 1874 in Betrieb genom­men. Der ur­sprüng­liche End­bahnhof lag ein Stück nord­west­lich des heu­tigen Bahn­hofs. Die Strecken­anbin­dung erfol­gte in einem weiten Bogen aus süd­öst­licher Rich­tung. Die Weiter­führung nach Leng­gries wäre somit allen­falls als Spitz­kehre möglich gewesen, daher ent­schied man sich für einen neuen Durch­gangs­bahnhof. Als die Strecke dann gebaut wurde, ent­stand der neue Bahn­hof an seiner heu­tigen Lage. Eröf­fnung war am 3. September 1924.

1.) 218 356 (Bw Mühldorf) bringt den E 3583 nach Leng­gries. Ab Schaftlach besteht der Zug nur noch aus drei Wagen, die hin­teren drei sind mit der Zug­nummer 583 auf dem Weg nach Tegern­see (zum Zeit­punkt gerade zwischen Moos­rain und Gmund unterwegs).

2.) 218 356 entschwindet mit ihren drei Wagen um die Kurve, das Ausfahr­signal zeigt bereits wieder Hp 0. Die Form­signale regelten noch bis 1989 den Betrieb. Dann wurde die Strecke ab Schaft­lach auf signali­sierten Zugleit­betrieb umgebaut, der ab 26.9.1989 einsetzte. Bad Tölz erhielt Rückfall­weichen und ver­einfachte Lichtsignale. Neben den Strecken Dachau – Altomünster und Markt­oberdorf – Füssen war dies die dritte SZB-Strecke im Gebiet der BD München.

3.) Später wartet 218 349 mit einem Wende­zug nach München auf Gleis 1 auf die Abfahrt.

4.) Dabei muss noch die Ankunft des Gegen­zugs abgewartet werden. 218 313 fährt mit dem E 3587 am großzügigen Inselbahn­steig ein. Auch dieser Zug wurde in Schaftlach geteilt, am Zugschluss hängt dies­mal einer der blauen BD4yg der Tegernseebahn.

Die Güterhalle rechts im Bild wurde von der US Army errichtet.

5.) Zwei purpurrote Mühldorfer Dieselloks startklar nebeneinander. Planmäßige Abfahrt für beide Züge ist um 14:24.

6.) Die Ausfahrt Richtung Holzkirchen mit noch vorhan­denen Lade­gleisen. Irgendwo bei dem Bahn­übergang muss sich das Wärterstellwerk befunden haben, wovon ich leider kein Bilder habe. Nur Gleis 1 ist für Zugfahrten in beiden Rich­tungen befahrbar. Gleis 2 nur in Richtung Lenggries, Gleis 3, welches eigentlich das durch­gehende Haupt­gleis ist, nur Richtung Holzkirchen.

7.) Die Ausfahrt Richtung Lenggries. Auf Gleis finden Zugfahrten nur Richtung Holz­kirchen statt, Richtung Lenggries sichert nur ein Sperr­signal das Gleis.

8.) Signale G und H der Gleise 1 und 2.

9.) Bahnhof Bad Tölz im Sommer 2018. Nach wie vor besteht Signali­sierter Zugleitbetrieb, es stehen noch die vereinfachten Lichtsignale von 1989. Der Bahnhof hat nur noch zwei Gleise, Gleis 3 ist entfernt worden. VT 114 der BOB verlässt den Bahnhof Richtung Lenggries.

10.) VT 105 fährt von Lenggries kommend auf Gleis 2 ein. Rechts auf der Stange ist der Empfänger zu sehen, auf das der Lok­führer mit dem Infra­rotgerät "zielt", um sich den Fahrweg freizugeben.

11.) Der frühere Inselbahnsteig der Gleise 2 und 3 fungiert heute nur noch als Außen­bahnsteig von Gleis 2. Die Unterführung ist noch die alte, die Treppen­abgänge wurden modernisisert.

12.) Ausfahrt frei von Gleis 1 Richtung Lenggries. Die Ansicht ent­spricht in etwa der Ansicht von Bild 2, bei dem auch der km 57,2 zu sehen ist.

13.) Abfahrt von VT 114 nach Lenggries.

14.) Spurensuche hinsichtlich der ursprünglichen Eisen­bahn­situation in Tölz. Hier ist die Lage und Anbindung der beiden Bahn­höfe zueinander dargestellt.

Auf [google maps] lässt sich der Streckenverlauf auf der heutigen Eisenbergerstraße zum Alten Bahnhofplatz gut nachverfolgen.

Die Situation auf alten Kartenwerken: [BayernAtlas]

Das Geländerelief zeigt nicht nur Lage und Verlauf, sondern auch noch die exakte Form des Bahnhof­terrains: [BayernAtlas]

15. + 16.) Der Vorplatz des Bahnhofs von 1924. Wo heute die linke Gebäudeecke ist, führte die alte Strecke vorbei und nahm ihren Verlauf auf der Trasse der heutigen Eisenbergerstraße, die hier beginnt.

17.) Der Blick in die andere Richtung, die im sanften Eisenbahnradius gebogene und ansteigende ehemalige Trasse zum alten Bahnhof Bad Tölz.

18.) Noch ein Blick zurück zum heutigen Bahnhof.

19.) In diesem Bereich unterquert der Ellbach die Eisenbergerstraße, wo sich dieser gemauerte Durchlass aus der Zeit des Bahnbaus befindet.

20.) Wir erreichen die horizontal verlaufende Straße "Alter Bahnhofs­platz", die auch die Lage des selbigen darstellt. Etwa an der Stelle des Gebäudes, das an die Parkbucht anschließt stand einst das Bahnhof­gebäude. Rechts davon die Gleisanlagen. Das Empfangs­gebäude entsprach der Bauform des Gebäudes vom Bahnhof Miesbach (in der ursprüng­lichen Form), die Fenster­reihen des Mittel­baus hatten jedoch zwei Fenster weniger.

21.) Am Ende des Alten Bahnhofsplatz befindet sich das letzte Relikt aus der Zeit, als hier die Eisenbahn endete, ein Dienstwohngebäude aus dem Jahr 1893.