Langsam schob sich dann das Objekt der Begierde namens 043 475 Kessel voraus an den Zug, verglichen mit der beeindruckenden Front des Ölers wirkte der 4-Achser direkt zierlich.
Kaum erschien der Herr Schaffner, ihm die Fahrkarte gezeigt und bedeutet, dass ich zum Zwecke von Tonaufnahmen auf der vordersten Plattform des ersten Wagens stehe.
„Is gud Jung, ich stör dich nich…“ seine fast altväterliche Erklärung.
Damals waren die oberen Hälften der Umbauwagen-Türfenster noch zum öffnen, kam mir natürlich voll gelegen.
Die Packerlpost häufte sich, ob sie wohl vom D 789 (Osnabrück - Würzburg) die Nacht vorher gebracht wurde?
Pfeif drauf, immerhin sind die gelungenen Bahnsteigdachträger sichtbar…
6 Uhr 10 - pünktlich wie Bundesbahn - Pfiff von hinten und die etwas lautere Antwort von vorne.
Ordnungsgemäss mit offenen Zylinderhähnen hauchte die Grosse los, erst nach der langen Weichenstrasse war der Meister am Stand der Meinung, dass es genug wäre. Gleichmässig rollte die Grosse mit ihren Anhängseln durch den diesigen Morgen.
Dass bis zur Ankunft in Fürstenwald keine Bilder entstanden, ist einfach der Tatsache geschuldet, dass ich mich voll aufs Einfangen der Akustik konzentrierte!
Dass sollte auch mehr als belohnt werden, denn was die beiden Kämpen bereits bei der Ausfahrt aus Kassel-Harleshausen hinlegten, hallelujah!
Wer der Meinung ist, die Grosse dürfte Tender voraus nur 50, hat zwar die Vorschrift richtig gelesen, aber juckt das Erfahrene?
So ging dies bis Fürstenwald, an jedem Halt standen wir mindestens 1,5 Minuten.
Auf Bild 5 ist der km 28,3 zu sehen. Der Nullpunkt liegt in Volkmarsen, die Strecke endet in Kassel Hbf bei km 36,34.
Mir brannte es zwar auf den Lippen, aber wie soll man die zwei am Stand ansprechen, warum ausgerechnet die beiden Zugleistungen mit dem Öler gefahren werden und warum die scharfe Fahrweise? Natürlich dann auch bedankt, dass meine Tonaufnahmen toll wurden.
Schätze, ich war nicht der erste mit der Frage, die Goldkronen des Meisters blitzten im fahlen Morgengrau während seiner Erklärung. Den Dialekt krieg ich nicht hin, also eben so: „Das machen wir zum Zylinderanwärmen, wir haben nachher eine dicke Güterzugleistung nach Paderborn.“
Hmm, so ist das!
Mir könnt ihr ja den Bären aufbinden, dachte ich mir...
Dachte ich viel zu lange, bis Monate später im EK genau diese Geschichte im Rahmen eines Artikels auftauchte. Haben die zwei also doch nicht geflunkert!
Und wer hat den Zug wieder abgezogen? Schaut doch mal oben nach ;-)))
Nach einem grossen Dank an die zwei Schwarzen und Glückwünsche für den Arbeitstag warteten sie noch, bis ihr Zug in ordentlicher Entfernung war, dann durften die 3 Töpfe nochmals recht laut werden. Gerade recht, um den morgendlichen Berufsfahrgästen den letzten Schlaf aus den Knochen zu schütteln.
Nachgereicht seien die unterschiedlichen Fahrzeiten der beiden Richtungen, den zulässigen Geschwindigkeiten angepasst.
P 4021 (w) Kassel Hbf 06:10 - Fürstenwald 06:43, rückwärts 33 Minuten
P 4022 (w) Fürstenwald 07:05 - Kassel Hbf 07:30, vorwärts also ganze 8 Minuten kürzer