Doku-des-Alltags: Strecken und Bahnhöfe

Strecke München–Holzkirchen

Großhesselohe
km 10,6 v. München Hbf

Wie im schon im Abschnitt Solln beschrieben, wurden 1969 die Betriebstellen München-Solln, Großhesselohe und Groß­hesse­lohe Isartal­bahnhof als einzelne Bahnhofsteile zu einer Betriebsstelle zusammen­gefasst. Während Großhesse­lohe Isbf heute als S-Bahnstation fortbesteht, wurde der an der Haupt­strecke gelegene und weitaus größere Bahnhof Großhesse­lohe 1981 für den Personenverkehr stillgelegt. Orts­güter­verkehr bestand noch bis 1987. Etwa bis zur Jahr­tausend­wende bestand auch noch ein drittes Gleis für Überholungen.

Der Bahnhof Großhesselohe (km 10,63) wurde 24. Juni 1854 eröffnet und war bis 1857 End­station der Strecke aus Mün­chen. Mit der Fertig­stellung der Brücke über die Isar konnte der weitere Verlauf bis Holzkirchen und weiter nach Rosenheim am 31. Oktober 1857 in Betrieb genommen werden. Den Namens­zusatz "Staats­bahnhof" trug der Bahnhof Groß­hesselohe m.W. zu keiner Zeit offi­ziell, er wurde wohl eher im Sprachgebraucht zur Unter­scheidung zum Isartal­bahnhof verwendet.

Schrauben wir nun die Zeit zurück in die 1960er Jahre, als Großhesselohe noch eine ansehn­liche und gut gepflegte Bahn­station war:

1.) Auch in Großhesselohe hat Claus-Jürgen Schulze die letzten Einsätze der Münchner T 18 ins Oberland hervorragend dokumentiert.

Am 30. April 1967 fährt 78 086 mit dem P 1216 von Lenggries und Tegernsee ohne Halt durch den Bahnhof Großhesse­lohe. Abfahrt der Zugteile in Lenggries 12:02 und in Tegernsee 12:08. Ankunft München Hbf 13:27.

Der Blick geht in östliche Richtung, gleich hinter den Ausfahr­signalen beginnt der Großhesseloher Brücke, die hier das Isartal überspannt. Am Bahnsteigende von Gleis 1 steht das Stellwerk 2, das hinter dem Bahn­steigdach hervorspitzt. Die Bogenbrücke im Hinter­grund ist bereits auf der anderen Isarseite, genau dort befindet sich auch die Weichenverbindung zwischen den Strecken­gleisen. Das Einfahrsignal steht noch ein Stück weiter draussen, in der dort anschließenden Kurve.

Außerdem befanden sich dort drüben zwei Ladegleise, die auf Höhe der Bogenbrücke nach links abzweigten und entlang der Holzkirchner Straße fast bis zur Geiselgasteigstraße verliefen. Dort befand sich eine Ladestelle.

Der Bahnhof Großhesselohe war großzügig angelegt und diente vorwiegend dem Ausflugverkehr. Insgesamt gab es fünf Bahnsteiggleise mit breiten überdachten Bahnsteigen. Links sind die Anlagen der dortigen Bahnmeisterei zu sehen. Auf dem Gelände befand sich bis 1914 die Trottoirsteinplattenfabrik Wenz. Das Bahnhofsgebäude stammt aus der Erbauungszeit der Strecke. Nach der Stilllegung 1981 wurde der Mittelbau abgerissen, die beiden Kopfbauten und einige Nebengebäude sind bis heute erhalten.

2.) Am selben Tag fährt, von München kommend, die 78 185 mit dem P 1321 nach Bayrischzell ein. Wir befinden uns hier bereits nördlich vom Stellwerk 1 und der Isartabahnbrücke in der Kurve nach Norden Richtung Solln, wo auch von links das Verbindungsgleis Großhesselohe Isbf – Solln einschwenkt.

3.) 78 185 am 12. Mai 1967 wiederum mit dem P 1216.

4.) Blick von der Straßenbrücke in die andere Rich­tung. 78 318 fährt mit dem P 1321 nach Bay­risch­zell ein und passiert dabei den Hekto­meter­stein 6 (Großhesselohe Bahnhofsmitte km 10,63).

Die Abstände sind kurz in diesem Bahnhöfe-Dreieck. An den Ausfahr-signalen stehen bereits die Ein-fahr-vor-signale von Solln. Daneben das Stell­werk 1 und die Brücke der Isartal-bahn. Diese kommt von Norden (rechts) von München Isartal-bahnhof über Thalkirchen nach Großhesselohe Isartalbahnhof. Dieser nördliche Abschnitt der Isartalbahn hatte bereits am 31. Mai 1964 seinen Personenverkehr verloren. Zwischen München Isartalbahnhof und Höllriegelskreuth ist/war die Isar­tal­bahn zweigleisig.

5.) Eine Aufnahme mit sehr großer Inhaltsdichte. 78 086 mit P 1219 nach Lenggries und Tegernsee, vorbei an Stellwerk 1 und Hektometerstein 4. Die Isartalbahn hat noch ihre Oberleitung.

6.) Darstellung der Eisenbahnsituation um 1950. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Weichenverbindung zwischen den Streckengleisen tatsächlich noch auf der Westseite des Isarufers, sie wurde wohl in den Folgejahren auf die andere Seite verlegt, wohl zur Erhöhung der Gleislängen im Bahnhof.

7.) Am 29. März 1968 ist die Mühldorfer 216 033 mit dem sehr kurzen P 3622 nach München unterwegs. Seit 27. Mai 1967 gibt es keine dampfgeführten Personenzüge mehr ins Oberland. An jenem Tag beendete 78 303 die Münchner Ära der T 18 mit einer Fahrt nach Lenggries.

Nach ihrer Abnahme am 07. Juli 1965 war V 160 033 zunächst 2,5 Monate beim Bw München Hbf beheimatet und wurde dann nach Mühldorf abgegeben. Dort blieb sie bis zum 31.Mai 1973.

8.) Ebenfalls am 29. März 1968 verlässt die noch altbenummerte V 160 023 mit dem P 1216 Großhesselohe Richtung München Hbf. Hier ist nun auch die alte Straßenbrücke gut sichtbar.

9.) Die Ausfahrt Richtung Deisenhofen mit der anschließenden Großhesseloher Brücke am 7. Juli 1968. Rechts das Stellwerk 2.

10.) Am 3. April 1969 fährt eine 216 mit einem Lenggries/Tegernseer Eil­zug ein. Inzwischen ist die Oberleitung vorhanden und die Lichtsignale, die aller­dings noch nicht in Betrieb sind. Ganz hinten an der Isartal­bahn­brücke sind noch die Form­signale zu erkennen.

11.) Die im Abschnitt Solln thematisierte Elektrifizierung zwischen Solln und Holzkirchen brachte 1968 große Veränderungen für den Bahnhof Großhesselohe mit sich. Im darauf­folgen­den Jahr, am 10. Mai 1969 ersetzten Licht­signale die Formsignale.

Genau an diesem 10. Mai 1969 entstand dieses Bild mit 211 286 und einem Zug aus n-Wagen. Von den Formsignalen fehlt bereits jede Spur. Stellwerk 2 steht noch, wurde aber bald darauf abgerissen.

12.) Einfahrt von 485 022 am 4. Juni 1970, schiebend, mit Steuerwagen 885609 voraus sowei Beiwagen 885 003 und 885 005. Von den heruntergeklappten Zugschlussblenden am Steuerwagen darf man sich nicht irritieren lassen. Es war im Münchner Vorortverkehr Standard, dass sie, zumindest tagsüber, in jeder Fahrtrichtung heruntergeklappt waren.

13.) Blick von der Isartalbahnbrücke auf den ausfahrenden N 4156 Deisenhofen – Unterpfaffenhofen-Germering am 29. Mai 1972, geschoben von einer 144. In Pasing gibt es einen Zugnummernwechsel auf N 3938, Ankunft in Unterpfaffenhofen-Germering um 17:18.

14.) Am 6. Mai 1976 fährt 141 018 mit dem aus Mitteleinstiegswagen bestehenden N 8558 aus Großhesselohe Richtung München Hbf aus. Die Isartalbahnbrücke ist wie die ganze Strecke zwischen München Isbf und Großhesselohe Isbf auf ein Gleis zurückgebaut worden. Das Stellwerk 1, das hier am linken Bildrand stand, ist inzwischen spurlos verschwunden.

15.) 116 002 am 6. Mai 1976 mit dem morgendlichen Verstärkerzug N 8131 Starnberg – Deisenhofen.

16. + 17.) 141 027 mit dem N 8558 Deisenhofen – München Hbf beim Halt in Großhesselohe (24.08.1976). Diesmal besteht der Zug aus dreiachsigen Umbauwagen + Steuerwagen.

18.) Gleich darauf fährt der N 8131 mit 116 019 ohne Halt durch Gleis 1. Der Zug fuhr um 6:49 in Starnberg ab, erreichte um 7:09 München-Pasing und wird um 7:32 in Deisenhofen ankommen.

19.) Im August 1989 war nicht mehr viel übrig von der einstigen Pracht. Das Bahnhofsgebäude ist des Mittelbaus beraubt, es existieren nur noch die Seitengebäude. Die Bahnsteige sind verschwunden und nur noch drei durchgehende Gleise sind vorhanden. Immerhin sind hier auch noch die Gleise der früheren Bahnmeisterei vorhanden, die 1979 aufgelassen wurde. Das Gelände diente noch als Lagerplatz.

Im Hintergrund führt die Strecke über die 1983 bis 1985 neue Großhesseloher Brücke. Auch die Fußgängerbrücke auf der anderen Seite wurde im Zuge dessen erneuert. Zunächst geblieben ist jedoch noch die Situation der Einfahrtsweiche auf der anderen Seite der Brücke.

20.) Vergleichende Ansicht zu den Bildern 4 und 10. Das Signal ist im Vergleich zu Bild 11 nun näher zum Betrachter gerückt. Wie schon im Sollner Beitrag beschrieben, handelt es sich nicht um ein Ausfahrsignal, sondern ein Zwischensignal zwischen den Bahnhofsteilen Großhesselohe und Solln. Hier ist das Signal S2 zu sehen, jenseits der Isartalbahnbrücke steht das Signal S3, zudem auch der Wiederholer gehört.

21. + 22.) Hinter der Isartalbahnbrücke entstand ein weiteres Brückenbauwerk zur niveaufreien Überquertung für das zweite Gleis von Großhesselohe Isbf nach Solln. 218 317 ist unterwegs nach Lenggries und Tegernsee.