Doku-des-Alltags: Strecken und Bahnhöfe

Strecke München–Holzkirchen

München-Harras
km 5,2 v. München Hbf  (bis 1972 München‑Forstenriederstraße)

Der S-Haltepunkt München-Harras liegt am km 5,2 von München Hbf. Die als drittes Gleis vorbeiführende Strecke Laim Rbf - Mittersendling erreicht hier den km 4,5. Benannt ist der Haltepunkt nach dem zentralen Platz von Untersendling "Am Harras", der bis in die 1990er Jahre auch ein bedeutsamer Straßenbahnknotenpunkt war, zuletzt der Linien 16 nach Fürstenriedwest und 26 Gondrellplatz – Lorettoplatz.

Der heutige S-Bahnhaltepunkt München-Harras hieß bis zum 28.5.1972 München-Forstenriederstraße (ortografisch richtig wäre Forstenrieder Straße). Mit diesem Datum erfolgte die Betriebs­aufnahme des Münchner S-Bahn­netzes und am Hp Harras hielten seitdem die elek­trischen S-Bahn­wende­züge der S 10 nach Wolfratsh­ausen und S 22 nach Holzkirchen. Erst mit dem Bau des Südstrecken­tunnels an der Donners­berge­rbrücke konnte die Strecke an die S-Bahn­stamm­strecke angebunden werden, so dass seit 28.5.1981 nach Wolfrats­hausen 420er auf der neuen Linie S 7 fahren konnten.

In Buchfahrplänen blieb die Bezeichnung Forstenriederstraße bis ins Jahr 1973 hinein erhalten. In Sendling sucht man eine Straße dieses Namens vergebens. Jedoch die Albert-Roß­haup­ter-Straße, die südlich des Haltepunkts die Bahn­strecke unterquert, hieß ursprüng­lich Forsten­rieder Straße. 1962 wurde die Straße nach dem SPD-Politiker Albert Roß­haupter benannt. Die DB ließ sich mit der Umbennung ihrer Betriebs­stelle aber noch gut 10 Jahre Zeit.

Desweiteren gab es am Laimer Gleis zeitweise einen Sonderhaltepunkt Margaretenplatz mit eigenem Bahnsteig, auf den weiter unten noch eingegangen wird.

1.) Diese Aufnahme zeigt den Hp Forsten­riederstraße noch ganz im alten Zustand. Der Zugang erfolgte direkt von der Unter­führung der Albert-Roßhaupter-Str. auf den Bahnsteig. 216 020 (Bw Mühl­dorf) ist am 7.3.1969 mit einem Güter­zug von Laim Rbf in süd­licher Richtung nach Mitter­sendling unterwegs.

Das Lichtvorsignal ist ein Wieder­holer für das Einfahr­signal Mittersendling. Die Draht­züge verraten aber, dass es noch nicht in Betrieb ist. Das Dr-Stellwerk Mitter­sendling ging erst am 10.5.1969 in Betrieb.

2.) Vier Jahre später entstand dieses Bild vom Bahn­steigende in entgegengesetzter Richtung nach Süden. Inzwischen sind nicht nur die Brücken­bauwerke über die Albert-Roßhaupter-Str. erneuert, auch der alte Treppenabgang wurde abgetragen und verfüllt, wovon der Bagger hier noch zeugt. Rechts ist gerade der Bau des neuen Zugangs von west­licher Seite im Gange.

150 018 mit einem von Rosenheim über Holzkirchen umgeleiteten Dg am 5.3.1973. Im Bahnhof Mitter­sendling ist der Zug auf das Streckengleis nach Laim Rbf gewechselt. Die beiden Vorsignalwiederholer gelten den Einfahr­signalen von Mittersendling. Im Vergleich mit Bild 1 fällt auf, dass diese nochmal versetzt worden waren.

Die Strecke bis Solln und von dort über die Verbindungskurve nach Großhesselohe Isartalbahnhof ist bereits seit 29.9.1957 elektri­fiziert. Der weitere Verlauf der Hauptstrecke von Solln nach Holzkirchen folgte am 28.9.1968. Schließlich wurde 1971 noch die Mangfalltalbahn Holzkirchen – Rosenheim elektrifiziert, eben um Züge umleiten zu können.

3.) Hier ist der provisorische Bahnsteigzugang während der Bau­arbeiten zu sehen, der später wieder aufgelassen wurde.

Es ist jetzt 15:50, der N 2653 nach Bayrischzell legt einen Halt ein. Die Lok 215 124 war vom Abnahmetag 6.8.1970 bis 27.1.1976 in Mühldorf beheimatet und kam dann zum Bw Düren. Die weiteren Beheimatungen waren Aachen, Köln-Nippes, Köln-Deutzerfeld und zuletzt Trier.

4.) Abfahrt. Der Zug besteht durchgehend aus vierachsigen Umbauwagen.

5.) Blick an der Lok vorbei zur Albert-Roßhaupter-Str. und zur Bautafel.

6.) 215 124 zieht ihre sieben Wagen weiter. Hier sind auch gut die neuen Stahltrogbrücken zu sehen. Der nächste Halt ist im nahen Mittersendling, ganz hinten leuchten schon die Einfahrsignale.

Fahrzeiten des N 2653:
München Hbf, Holzkirchner Bf 15:44
Mü-Harras 15:51
Mü-Mittersendling 15:54
Mü-Siemenswerke 15:57
Mü-Solln 15:59
Großhesselohe 16:02
Deisenhofen 16:09
Sauerlach 16:16
Otterfing 16:24
Holzkirchen 16:29
Darching 16:38
Thalham 16:43
Miesbach 16:52
Agatharied 16:56
Hausham 17:01
Schliersee 17:05/17:12
Fischhausen-Neuhaus 17:20
Fischbachau 17:26
Geitau 17:36
Osterhofen 17:36
Bayrischzell 17:40

7.) Nördliches Bahnsteigende München-Harras, Blick Richtung Hauptbahnhof, am 5.3.1973. 211 288 (Bw München Ost) ist mit einem Hilfszug Richtung Süden unterwegs.

Links ist ein in Vergessenheit geratenes Relikt der Münchner Eisenbahngeschichte: der Rest des rückgebauten Bahnsteigs des Haltepunkts Margaretenplatz. Das Stationsschild und ein Unterstand sind 1973 noch vorhanden.

1960 fand in München der Eucharistische Weltkongress auf der Theresienwiese statt und für diesen Zweck wurde dieser Sonderbahnsteig gebaut, mit direktem Zugang durch eine extra angelegte Unterführung zur nahegelegenen Margaretenkirche. Deren Turm ist hier von den Häusern rechts verdeckt. Der Bahnsteig wurde Jahre später nochmal instand gesetzt, für Sonderzüge zum Papstbesuch 1980.

8.) 212 288 braust am Blocksignal 106 vorbei...

9.) Im Nachschuss ist der niedrige Bahnsteig in voller Länge zu sehen, mit seiner Überdachung aus der Bay. Staatsbahnzeit.

10.) Jetzt nähert sich auf dem Laim/Pasinger Gleis die 144 186 (Bw Rosenheim). Auch wenn hier sogar noch die H-Tafel des Hp Margaretenplatz noch steht, gibt es für Züge auf diesem Gleis keinen Halt am Harras. Bis heute nicht, auch die Züge der heutigen S 20 müssen ohne Halt vorbeifahren.

11. + 12.) 144 186 bringt den N 4154 Großhesselohe Isbf – Tutzing (werktags außer Samstag). In Pasing wechselt die Zugnummer auf N 2363. Zum Sommerfahrplan 1973 fährt der Zug durchgehend als N 4134 und startet bereits in Höllriegelskreuth.

Von den westlichen Außenästen gab es mehrere Verstärkerzüge, die sogenannten "Siemenszüge", die ab Pasing Richtung Siemenswerke fuhren und entweder in Deisenhofen oder Großhesselohe endeten. Die Rückleistungen erfolgten am Nachmittag.

13.) Begegnung der 144 186 mit einem entgegenkommenden Wendezug der S 22 nach Holzkirchen (N 4645 täglich), Halt am Harras um 16:44. Wie schon in Teil 1 erwähnt waren die Züge der S 22 aus Steuerwagen BDnrzf 740 und Bnrzb 725 der neuesten Bauserien gebildet.

Fahrzeiten N 4645:
München Hbf, Holzkirchner Bf 16:38
Mü-Harras 16:44
Mü-Mittersendling 16:47
Mü-Siemenswerke 16:50
Mü-Solln 16:53
Großhesselohe 16:56
Deisenhofen 17:01
Sauerlach 17:07
Otterfing 17:13
Holzkirchen 17:16

14.) 24 Minuten später folgt ein Wendezug der S 10 nach Wolfratshausen (N 4255), der von einem BDnf Hasenkasten angeführt und von einer 141 geschoben wird.

Fahrzeiten N 4255:
München Hbf, Holzkirchner Bf 17:02
Mü-Harras 17:08
Mü-Mittersendling 17:11
Mü-Siemenswerke 17:14
Mü-Solln 17:16
Großhesselohe Isartalbahnhof 17:19
Pullach 17:23
Höllriegelskreuth-Grünwald 17:30
Buchenhain 17:33
Baierbrunn 17:36
Hohenschäftlarn 17:41
Ebenhausen-Schäftlarn 17:46
Icking 17:50
Wolfratshausen 17:56

15.) 144 089 rollt 2.8.1979 mit dem N 7933 Unterpfaffenhofen-Germering – Großhesselohe am inzwischen schon auf S-Bahnniveau erhöhten Bahnsteig Harras vorbei.

16.) Am 10.4.1969 verlässt die Freilassinger 144 509 um 17:37 den Hp Forstenriederstraße mit dem P 1331 nach Bayrischzell. Das Gebäude rechts mit dem Türmchen ist die Aussegnungshalle auf dem Sendlinger Friedhof, der sich hier entlang der Bahntrasse erstreckt.

Eine E 44.5 an einem Zug nach Bayrischzell? Durchaus, denn der Streckenabschnitt München-Solln – Holzkirchen ist seit 28.9.1968 elektrifiziert. Und ähnlich wie auf der Strecke nach Geltendorf wurden in den ersten Jahren einige Züge ins Oberland bis Holzkirchen elektrisch bespannt. In Holzkirchen wurde dann auf Diesel umgespannt.

17.) Im Dezember 1966 war das Oberland noch in der Hand der T 18. Ohne Halt am Hp Forstenriederstraße dampft 78 301 mit dem P 1321 nach Bayrischzell (25.12.1966), hier auch wieder am Sendlinger Friedhof entlang.

18.) Aus der Gegenrichtung, paar Minuten zuvor: 78 185 mit dem P 1216 aus Lenggries. Nach dem Halt in Mittersendling um 13:19 geht es ohne weiteren Halt bis München Hbf. Rechts hinten sind die beiden Einfahrsignale vom Bahnhof Mittersendling zu erkennen, zum Zeitpunkt noch Formsignale. Das Dr-Stellwerk von Mittersendling ging am 10.5.1969 in Betrieb.

19.) Aktueller Vergleich zu den Bildern 9 – 11: Die heutige S 20 fährt die Route der früheren Siemenszüge. Ohne Halt geht es für 420 474 am Hp Harras vorbei. Und am Oberleitungsmasten, hinter dem einst die H-Tafel für den Hp Margaretenplatz stand (vgl. Bild 9 u. 10). Die Aufschüttung des Bahnsteigs lässt sich hier noch erahnen.

20.) Nachschuss mit km 4,4. Auch hier ist noch deutlich der Bahnsteigrest zu erkennen.