Doku-des-Alltags: Strecken und Bahnhöfe

 

Nord-Süd-Strecke

Eichenberg

km 227,3 v. Frankfurt (M) Hbf / km 170,5 v. Halle (Saale) Hbf

1.) Einfahrt in den Bahnhof Eichenberg am 21.10.1978. Die Sicht geht aus dem D 588 München – Kiel. Der D-Zug fährt in Eichenberg ohne Halt dorf. Entgegen kommt 110 210 mit dem E 2077 Hannover – Frankfurt, der um 12:57 in Eichenberg gehalten hat.

2.) Auf Gleis 1 steht 141 422 (Bw Bebra) mit dem N 5553 Göttingen – Eichenberg, der um 12:41 hier ankam. Abfahrt in Göttingen war um 12:25, Zwischenhalte waren Obernjesa und Friedland.

3.) Das imposante Empfangsgebäude von Eichenberg wurde 1876 erbaut, im Zuge der Eröffnung des Streckenabschnitts Friedland – Niederhone (heute Eschwege West), womit die Verbindung Göttingen – Bebra fertiggestellt war. Eichenberg wurde jedoch schon 1872 von der Eisenbahn erreicht, mit der Eröffnung der Halle-Kasseler Eisenbahn Halle – Hannoversch Münden. Somit wurde Eichenberg 1876 zum Bahnknotenpunkt, der ein großes Bahnhofsgebäude erforderte. 1892 wurde es auf die heutigen Ausmaße vergrößert.

Die DB schloß 1987 den Fahrkartenschalter und stellte die Abfertigung von Gepäck- und Expreßgut ein.

4.) 140 797 erreicht um 11:30 mit dem RE 3075 nach Bebra Gleis 3 in Eichenberg. Um 12:15 wird Bebra erreicht sein.

Mit der Eröffnung der Neubaustrecke Würzburg – Hannover hatte die klassische Nord-Süd-Strecke, abgesehen vom Güterverkehr, zunehmend nur noch regionale Bedeutung. Der Personenverkehr auf dem 81 km langen Abschnitt Göttingen – Bebra (KBS 613) kann 1995/96 für beide Richtungen auf einer einzigen Kursbuchseite untergebracht werden. Neben den werktags 17 RE-Zugpaaren ist der IR 2682/2683 Hamburg-Altona – Oberstdorf nunmehr der einzig höherwertige Zug auf dieser Strecke.

Vorwiegend Einheitselloks bestreiten den Personen- und Güterverkehr. Die 140er und 141er sind hauptsächlich vom Bw Seelze, aber es schleicht sich auch mal eine Frankfurter Maschine darunter, wie obige 140 797. Es fällt auf, dass die Wendezüge nach Bebra südwärts von der Lok gezogen wurden, die Züge nach Kassel südwärts geschoben wurden. Die Bebraer RE bestanden aus zwei n-Wagen, die Kasseler RB aus drei n-Wagen.

5.) Der Nahverkehr ist vertaktet. Jeweils 6 Minuten vor dem Zug nach Bebra, verlässt der Zug nach Kassel den Bahnhof, der dann ab Kassel Hbf mit anderer Zugnummer ebenfalls weiter bis Bebra fährt.

141 067 schiebt um 11:27 die RB 8917 Göttingen – Kassel Hbf, von wo aus der Zug als RB 8517 weiter nach Bebra fährt und dort um 13:18, also eine Stunde nach dem RE 3075.

6.) Während man hier auf die Züge wartet, kann man noch das Flair althergebrachter Bahnsteigmöbel genießen. Auch die Breite der Bahnsteige und Treppenabgänge lässt darauf schließen, dass hier früher um einiges mehr los war. Dieser Bahnsteig zwischen Gleis 3 und 4 ist inzwischen modernisiert und auf Triebwagenlänge verkürzt.

7.) 141 179 verlässt um 11:32 mit der RB 8912 aus Kassel Gleis 5.

8.) Ein paar Tage später ist 141 166 auf Gleis 6 eingefahren. Wohl wegen eines Defekts beim Steuerwagen endet der normalerweise bis Göttingen fahrende Zug in Eichenberg. Planmäßig endeten aus Richtung Kassel 1995/96 diese drei Züge: RB 14944 (Eichenberg an 14.00), RB 14946 (Eichenberg an 17.00), RB 14950 (Eichenberg an 19.00).

9.) Die gerade auf Gleis 3 eingefahrene RB 8913 nach Kassel Hbf hat in Eichenberg ein paar Minuten Aufenthalt. Abfahrt um 9:27 Uhr.

10.) Geschoben wird der Zug von 141 183 vom Bw Seelze.

11.) Während die Regionalbahn nach Kassel rechts im Hintergrund in der Streckenverzweigung verschwindet, setzt 143 125 um, die um 9:20 Uhr die RB 8408 aus Nordhausen nach Eichenberg gebracht hat. Dabei steht sie ein Stück im alten Streckengleis nach Großalmenrode.

12.) Gleich darauf wird das Signal von Gleis 6 mit Hp2 aufgezogen. 141 166 fährt ihren Zug leer zurück nach Bebra. Ihre reguläre Leistung wäre der RE 3071 von Göttingen zurück nach Bebra gewesen.

12a.) Auf der Vergrößerung ersichtlich:
der Richtungsanzeiger zeigt B für Bebra an.

13.) Gleich darauf kommt der Ersatzzug mit 140 824 planmäßig aus Göttingen.

14.) Erst um 10:34 wird 143 125 mit dem RE 8415 die Rückfahrt nach Nordhausen antreten. 1990 wurde mit den Bauarbeiten für die Wiederherstellung der Verbindung nach Nordhausen begonnen um die durch die Grenzziehung entstandene Lücke bis Arenshausen wieder zu schließen. 1993 konnte der durchgehende Betrieb auf der Halle-Kasseler-Bahn wieder aufgenommen werden.

Rechts im Bild das Stellwerk Ef (DrS 60), das 1969 in Betrieb ging und die verbliebenen alten Stellwerke ersetzte.

15.) Der Bahnhof Eichenberg von der Brücke am südwestlichen Bahnhofskopf aus gesehen.

16.) Der Blick in die entgegengesetzte Richtung, wo sich die Strekcen trennen. 155 108 erreicht Eichenberg mit einem Güterzug aus Richtung Kassel kommend.

Seit den 1960er Jahren herrscht hier Richtungsverkehr. Die Gleise von links nach rechts:

- Nebenbahn nach Großalmerode
- Streckengleis aus Kassel
- Streckengleis aus Bebra
- Steckengleis nach Bebra
- Streckengleis nach Kassel

Weiter südwestlich vollzieht die Bebraer Trasse einen Bogen nach Süden und überquert dabei das Streckengleis aus Kassel und die Großalmeroder Strecke. Die Trassenstücke von/nach Kassel werden dort zusammengeführt und deren Gleise verlaufen parallel weiter.

Zuvor wurde Eichenberg im Linienverkehr betrieben, d. h. das Streckengleis nach Kassel lief schon aus dem Bahnhof heraus parallel zum Gegengleis und schwenkte im Hintergrund zusammen mit diesem nach links. Dadurch mussten beispielsweise Züge von Göttingen nach Kassel das Streckengleis aus Bebra kreuzen, wozu es hier im Vorfeld zwei doppelte Gleisverbindungen gab. Seit dem Umbau verläuft das Streckengleis nach Kassel ganz rechts aussen, dadurch bleibt die Bebraer Trasse unbehelligt.

17.) Der Güterzug fährt weiter Richtung Erfurt und biegt auf das äußerste Gleis 11 ab.

18.) 151 056 kommt von Göttingen und fährt weiter Richtung Bebra.

19.) Der lange gemischte Güterzug schlängelt sich um die Kurve Richtung Bebra.

20.) Von dort entgegen kommt eine 140 mit einem Zug aus G-Wagen.

21.) Für die Halle-Kasseler-Bahn gibt es neben den beiden Bahnsteiggleisen noch ein Durchfahrtsgleis für Güterzüge. Früher war das Gleisfeld hier viel größer. Neben zahlreichen Rangier- und Abstellgleisen gab es eine kleine Lokstation mit Ringlokschuppen und Drehscheibe.

155 054 kommt mit einem Güterzug aus Nordhausen.

22.) Zum Ladegut gehört dieser "Erste Erdgas-Testbus" mit Mannheimer Kennzeichen.

23.) 232 hat um 10:20 den RE 3044 aus Erfurt gebracht und setzt hier gerade um.

24.) Um 11:37 geht die Fahrt zurück nach Erfurt.

25.) Der nächste Güterzug Richtung Bebra, mit 151 148.

27.) 155 047 kommt von Kassel und wechselt Richtung Nordhausen über. Der Personenverkehr nach Großalmerode Ost wurde bereits 1973 eingestellt, der Güterverkehr stückweise zwischen 1981 und 1988. Bis 2001 wurde noch eine Papierfabrik in Witzenhausen Süd bedient.

28.) Das Folgebild von Bild 2. Begegnung an den Einfahrsignalen von Eichenberg zwischen D 588, der von einer 103 befördert wird und einem südwärts fahrenden Güterzug mit 151 038.