Doku-des-Alltags: „BD München“
17 km westlich von Augsburg liegt Ort Gessertshausen mit ca. 4.400 Einwohnern. Der dazugehörige Bahnhof existiert heute in seiner ursprünglichen Form und Lage nicht mehr. Lediglich das Bahnhofsgebäude erinnert noch an den alten Bahnhof. Die Verbesserung der Linienführung der Hauptbahn Augsburg – Ulm erforderte eine Verschwenkung der Strecke im Bereich Gessertshausen, so daß auch der Bahnhof verlagert und somit neu gebaut werden mußte. Die Bauarbeiten begannen 1990. Etwa Mitte der 90er Jahre wurde der neue Bahnhof in Betrieb genommen und die alten Gleisanlagen abgebaut. Gessertshausen ist der nördliche Endpunkt der Staudenbahn Gessertshausen – Markt Wald (– Türkheim Bf). Die folgenden Bilder sind von 1988, 1990 und 1991, als der Bahnhof noch in seinem früheren Zustand war.
1.) Ein gewittriger Sommertag im August 1988: 212 179 prescht ein wenig vor der Planzeit mit der Üg 67229 Dinkelscherben 16.45 — Augsburg Rbf 17.35 durch Gleis 1.
Der auf Stumpfgleis 1a stehende Dreiteiler war zuvor als Nto 6061 aus Mittelneufnach angekommen und wird um 18.09 als Nto 6062 nach Markt Wald fahren – jedoch erst nach dem aus Augsburg kommenden Nto 6060 (siehe Bild 7)
Die Hinfahrt fand dabei als Leerfahrt statt, da die Nebenbahn Dinkelscherben – Thannhausen nachmittags nicht bedient wurde: Lz 86218 Augsburg Hbf 14.50 - 15.11 Dinkelscherben.
Die weitere Bedienung dieser Strecke sah laut dem Laufplan der Baureihe 212 Bw Augsburg W(Sa) Jahresfahrplan 1987 so aus:
Üg 67222 Augsburg Hbf 5.32 - Dinkelscherben 6.07
Üg 69905 Dinkelscherben 7.20 - Thannhausen 7.44
Üg 69906 Thannhausen 8.39 - Dinkelscherben 9.12
Und der Güterverkehr der Staudenbahn:
Üg 69804 Gessertshausen 8.46 – 8.56 Fischach (a)
Üg 69804 Fischach 9.25 – 10.43 Markt Wald (1) + (3) + (5)
Üg 69805 Fischach 10.03 – 10.31 Gessertshausen (2) + (4)
Üg 69807 Markt Wald 11.03 – 12.30 Gessertshausen (1) + (3) + (5)
2.) Kurz darauf verlässt 111 066 mit dem E 3822 Gleis 2 Richtung Ulm.
3.) Nicht alle Eilzüge auf der Strecke werden mit 111 bespannt. Hier kommt 141 219-6 mit dem Eilzug nach Ulm auf Gleis 1 herein.
4.) Gesamtansicht des Bahnhofs gegen Osten. Auf dem Umfahrgleis der Nebenbahn stehen Ermefer-Kesselwagen von/nach Fischach.
5.) Ein durchfahrender D-Zug, der mit 103 121 bespannt ist, erinnert wieder daran, daß sich Gessertshausen an einer dichtbefahrenen Fernbahn liegt.
6.) Das Wärterstellwerk ist ein typischer Einheitsbau aus der Zeit der Bay. Staatsbahn.
7.) Einfahrt des Nto 6060 Augsburg – Markt Wald auf Gleis 2 um 16.58, bestehend aus 798 610, 998 262 und 998 906. Abfahrt in Augsburg war um 16.38. Nach 3-minütigen Aufenthalt wird es um 17.01 mit Hp 2 auf die Nebenbahn nach Markt Wald gehen, das um 17.46 erreicht sein wird. Um 18.53 kommt die zweite Garnitur dazu, der Nto 6062 auf Bild 10. Beide übernachten in Markt Wald, denn am am Folgetag wird bereits um 4.43 und 5.58 zurückgefahren.
Freitags dagegen wurden beide Garnituren in Markt Wald vereinigt, die dann sechsteilig als Lto 33997 um 19.05 leer nach Augsburg in die Wochenendruhe fuhren. Ankunft dort war um 20.24.
8.) Ein schneeloser, nebliger Tag Anfang Januar 1990. Obwohl der Bahnhof an der mit mehreren 100 Zügen täglich befahrenen Fernbahnstrecke liegt, macht er mit seinen Zwischenbahnsteigen und den mechanischen Einrichtungen den Eindruck einer beschaulichen Landstation.
9.) Es ist 11:51 Uhr, der N 6010 Augsburg – Dinkelscherben erscheint aus dem Dunst und legt in Gessertshausen einen kurzen Halt ein. Sein Ziel Dinkelscherben wird er um 11.58 erreicht haben. Augsburg Hbf wurde um 11:34 verlassen.
Hier in Gessertshausen besteht nun Schienenbus-Anschluß an die Staudenbahn nach Mittelneufnach mit dem Nto 6056, Abfahrt 11:54.
10.) Püntklich um 11:54 knattert der Schienenbus nach Mittelneufnach mit Hp 1 von Gleis 1a ab. Nach dem dritten Turmmasten links biegt die Strecke nach Süden ab. Dorthin wird des hier in absehbarer Zeit einen weiterführenden Link geben.
11.) Die gleiche Ansicht nach der Rückkunft des Schienenbusses vom Bahnsteig aus gesehen. Rechts ist die Baustelle der Streckenverlegung zu sehen. Wo der Kran steht entsteht gerade ein Brückebauwerk über den Bach namens Schwarzach. Etwa auf Höhe der grauen Bauwagen steht heute das aktuelle Bahnhofsgebäude von Gessertshausen.
12.) Ein kleines Kuriosum ist der Bahnübergang, der nicht nur den Bahnhofsbereich kreuzt, sondern auch die Bahnsteige. Hier befindet sich ein Schrankenwärterposten und davor das Stumpfgleis 1a, von wo die Züge nach Markt Wald abfahren. Aus praktikablen Gründen hielten die Züge dann ab einen bestimmten Zeitpunkt gleich vor dem BÜ um ein paar Schrankenschließungen einzusparen.
Hier ist 998 627-4 und 798 693-8 zu sehen. Der Steuerwagen hat angeschweisste Stecktaschen für die Zugschlussscheiben.
13.) Wenig später erreicht 111 212 mit dem E 3813 Ulm – Augsburg den Bahnhof Gessertshausen auf Gleis 1.
14.) Die Schranken sind wieder geöffnet, nun ein Blick auf den Schienenbuszweiteiler vom Bahnsteig von Gleis 3 (rechts). Nachdem die Zugschlußscheiben umgesteckt sind, steht die Garnitur 798 693 und 998 627 wieder zur Abfahrt um 13:52 als Nto 6058 bereit. Ebenfalls wieder nur bis Mittelneufnach. Erst der um 17:06 aus Augsburg kommende Nto 6060 wird bis Markt Wald durchfahren.
15.) Dem gerade wieder abfahrenden E 3813 noch nachgeblickt. Er bietet Anschluß von der Staudenbahn nach Augsburg.
16.) Die Bautafel und das bereits planierte Gelände kündigen das baldige Ende des alten Bahnhofs Gessertshausen an: Linienverbesserung, Bahnhofsumgestaltung, Bahnübergangsbeseitigung. Das ICE-Zeitalter steht bevor und die Strecke wird bei Gessertshausen um einige 100 m verschwenkt, um Geschwindigkeitsreduzierungen zu vermeiden.
17.) Das letzte Bild auf dem Film konnte gerade noch auf den Filmstreifen gequetscht werden, bevor der Film zurückspulte, deshalb ist es in der Breite etwas beschnitten. Bahnsteigseitige Fassade des EG mit Hinweisschild Markt Wald und Türkheim. Dahinter der Betonprellbock von Gleis 1a.