Doku-des-Alltags: „BD München“
Zu Beginn der 1990er Jahre gab es große Wandlungen in Gessertshausen. Zum einen stand am 31. Mai 1991 die "Angebotsumstellung" auf der nördlichen Staudenbahn (KBS 909, davor 907, 984, 405c) zwischen Gessertshausen und Markt Wald bevor, zum anderen liefen die Baumaßnahmen zur Linienverbesserung der Strecke Augsburg – Ulm und der damit verbundene Neubau des Bahnhofs Gessertshausen auf Hochtouren.
1.) Straßenseite des Empfangsgebäudes Gessertshausen im Mai 1991. Alles scheint beim alten zu sein. Aber nur fast. Der Bahnübergang wurde provisorisch in Richtung Empfangsgebäude verlegt, die Straße wurde in etwa schon dem neuen Verlauf zur Unterführung unter dem neuen Bahnhof hindurch angepasst.
2.) Vis à vis ist inzwischen das neue Empfangsgebäude entstanden. Mit der Linienverbesserung der Strecke in diesem Bereich ist eine ganz neue Trasse entstanden, die geradliniger verläuft als die alte.
3.) 103 123 kommt mit dem IC 611 "Chiemgau" von Wiesbaden nach Salzburg durch den Bahnhof Gessertshausen. Es ist kurz vor halb 12, um 11 Uhr 37 wird der Zug Station in Augsburg machen. Rechts ist schon die fertige Trassierung der neuen Strecke zu sehen und die Brücke über den Bach namens Schwarzach. 103 123 vom Bw Frankfurt war zum Zeitpunkt gerade 21 Jahre alt. Nur noch knapp 9 Jahre hatte sie vor sich, ehe sie im Oktober 2000 ausgemustert und bald darauf zerlegt wurde.
4.) Aus der Gegenrichtung kommt 103 127 mit dem IC 694 "Kieler Förde", Abfahrt in Augsburg war um 11.17. Auch hier sieht man gut den Verlauf der neuen Trasse, sowie die alte und neue provisorische Position des Bahnübergangs.
5.) Links im Bild das bereits fertige neue Bahnhofsgebäude. Dem IC 694 folgt der FD 1916 "Tegernsee" von Tegernsee nach Dortmund, der München acht Minuten vor dem IC verließ, diesen aber in Augsburg während eines planmäßig 15-minütigen Aufenthalts vorbei ließ. An dritter Stelle läuft ein WRtmh 136, ein "Kinderlandwagen" der ersten Generation. Der Gegenzug, der FD 1917 ist beispielsweise hier bei der Durchfahrt im Bahnhof Mering zu sehen.
6. + 7.) Aus Günzburg kommt nun der E 3809, gezogen von 111 014. Seinen Zielort Augsburg wird er um 11.56 erreicht haben. Anschluss nach München bietet dort der Kurz-Intercity IC 883 "Hans Sachs" Nürnberg – München.
8.) Schematischer Gleisplan des alten Bahnhofs Gessertshausen bis zum Umbau.
9. + 10.) Der Stellwerksraum des Fahrdienstleiters mit Krauss-Stellwerk, bestehend aus kombinierter Hebel-/Kurbelbank. Symbolträchtig ist die Spiegelung des neuen EG auf dem oberen Bild links.
11.) Altes und neues Empfangsgebäude im Blickfeld. In dem hölzernen Anbau links im Bild befindet sich das Fdl-Stellwerk.
12.) Der Durchgang von der Straßenseite zum Hausbahnsteig, noch mit Bahnsteigsperre. Jenseits der Gleise Spannwerke, Stationstafel und Bautafel, die im Detail hier zu sehen ist.
13.) Die Ausfahrtsignale nach Ulm mit dem neuen Bahnhofsgebäude.
14.) Im Hintergrund ist bereits die neue Straßenunterführung fertiggestellt. Der Rampe sind im Moment noch die alten Bahnhofsgleise im Weg.
15. + 16.) Mit ein wenig Verspätung kommt aus Augsburg der dreiteilige Nto 6056 Augsburg – Mittelneufnach fährt ein, angeführt von 798 532. Zum Zeitpunkt wurde die Strecke nur noch einmal werktags bis Markt Wald (km 26,9) befahren. Die restlichen drei Leistungen endeten bereits in Mittelneufnach (km 23,5). Nach 18 Uhr fuhr auf der Strecke gar nichts mehr.
17.) Nun darf Gleis 1 überschritten werden. Das Signal ist noch nicht aufgezogen.
18.) Als Steuerwagen ist der 998 722 mit von der Partie. Dessen Zugschlussscheiben haben noch Metallringe.
19.) Jetzt ist das Signal aufgezogen. Mit Hp 2 geht es gleich auf die Staudenbahn.
20.) Um 13:11 ist die planmäßige Rückkunft aus Mittelneufnach als Nto 6059, hier wieder mit ein bisschen Verspätung. Der Anschlusszug nach Augsburg waret noch auf Gleis 1. Es ist der E 3813, der planmäßig um 13.15 weiterfährt.
21.) Der Dreiteiler von der anderen Seite aus gesehen.
22.) Steuerwagen 998 722. Vorne die Reste des Bahnübergangs an seiner ursprünglichen Stelle. Links noch der übriggebliebene Sockel vom Schrankenposten, vgl. auch dieses Bild.
23.) Nun wird die andere Bahnhofsseite in Augenschein genommen. Am EG geht es vorbei zur kopfsteingepflasterten Ladestraße. Es gibt noch Ladegleise, die noch alle mit Güterwagen belegt sind. Die örtliche Industrie verlud noch auf die Bahn.
24.) Auch ein bisschen verspätet kommt 141 358 mit dem nächsten Eilzug nach Ulm an.
25.) Der Zug fährt auf Gleis 3 ein. Das Signal zeigt "Halt". Es steht eine ausserplanmäßige Überholung an. Normalerweise würde der Eilzug erst in Dinkelscherben um 13:26 überholt werden.
26.) Der Eilzug ist zum Stehen gekommen. Links lagern bereits die neuen Lichtsignale, die im neuen Bahnhof installiert werden.
27.) Noch eine nähere Ansicht. Einige Reisende haben den Zug verlassen und werden gleich die Gleise überqueren. Vorher wird die Strecke wohl nicht für den überholenden Zug freigegeben. Trotzdem ist eine solche Situation heute kaum mehr vorstellbar.
28.) Schließlich braust 103 170 mit dem IC Hohenstaufen um die Kurve.
10.) ... an dem stehenden Eilzug vorbei, der erst um 13:18 wieder weiter darf. Der Fdl links von der Bildmitte hat alles im Blick.
29.) Detailansicht des bayerischen Stellwerksturms mit dem Wärterstellwerk.
30.) Der Güterschuppen mit Verwaltungsanbau, vorne das Ladegleis zur Ladestraße, dahinter das Empfangsgebäude.
31.) Die Abfahrt des E 3816 von Gleis 3 habe ich leider nicht festgehalten, nur das Hp 2 zeigende Signal um 13.18. Der dreiteilige Uerdinger wird erst um 13:54 wieder losknattern. Und dann wiederum nur bis Mittelneufnach. Erst um 17:06, wenn der Nto 6060 aus Augsburg kommt, wird der einzige Zug des Tages um 17:52 Markt Wald erreichen.
32.) Mein definitiv letztes Bild des alten und noch in Betrieb befindlichen Bahnhofs Gessertshausen entstand im Juni 1992 aus dem Heck des IR 2198 Salzburg – Karlsruhe, als ich auf dem Weg nach Geislingen war. Eine 212 war offenbar gerade auf der personenverkehrsbefreiten Staudenbahn aktiv und fährt nun leer zurück nach Augsburg. Rechts im Bild stehen einige Kesselwagen aus Fischach.
33.) Der neue Bahnhof Gessertshausen im Sommer 2006, Blick Richtung Augsburg. Nach rechts zweigt das Anschlussgleis ab, das auf den oberen Bildern hinter dem Stellwerk vorbeiläuft. Es verblieb, als Anschluss zur örtlichen Industrie.
34.) Und das blieb vom alten Bahnhof. Wo einst reger Zugbetrieb war, breitet sich heute sattes Grün aus. Die Straße zur Unterführung verläuft an der selben Stelle wie früher der Bahnübergang (vgl Bild 32).