Doku-des-Alltags: Strecken und Bahnhöfe

München – Garmisch-Partenkirchen – Mittenwald

Planegg
km 14,2 v. München Hbf

Planegg hatte einst einen umfang­reichen Bahn­hof, mit einem Bahnhofs­gebäude in Insellage, was für den Raum München einzig­artig war. Es befand sich zwischen Fern- und Vorort­bahn an der Stelle des heutigen S-Bahn­steiges.

1.) Bahnhof Planegg 1969, drei Jahre vor Beginn des S‑Bahn­betriebes. Westlich des Bahnhofs­gebäudes (rechts) verläuft die Vorort­strecke, deren bei­den Gleise im Bahnhof die Gleis­num­mern 11 und 12 haben. Öst­lich des Ge­bäu­des (links) sind die Gleise der Fern­bahn, mit den Bahn­steig­gleisen 1 – 3, sowie den Güter­gleisen 4 und 5. Der Bahnhof verfügt über drei Stell­werke, davon zwei Fahr­dienst­leiter­stell­werke jeweils für Fern- und Vorort­bahn sowie ein Wärter­stell­werk für die Fern­bahn (mecha­nische Einheits­stell­werke).

Auf den Vorortgleisen ist hier gerade eine 141 (Betriebs­nummer 121 - 129) mit Drei­achsern nach München unter­wegs. Foto­standort ist nord­östlich des Bahn­hofs am Lade­gleis.

Die Strecke München – Starnberg wurde 1854 eröffnet. Mit dem Bau der Vorort­bahn ist der Abs­chnitt Pasing – Planegg seit 1900 vier­gleisig und der Abschnitt Planegg – Gauting seit 1902. Das Bahnhofs­gebäude befindet sich in Insel­lage zwischen Garmi­scher Fern­bahn und Vorort­bahn. Zwischen Fernbahn und Vorort­bahn gab es im Bahnhof Planegg keine Ver­bindung.

1918 wurde das zweite Strecken­gleis der Vorort­strecke zwi­schen Planegg und Gauting abge­baut. Erst mit dem Bau der S‑Bahn wurde das Gleis wieder errichtet.

2.) Der Zug beim passieren des Ausfahr­signals. In der Zeit vor dem S-Bahn­betrieb hielten hier auch Züge der Haupt­strecke, somit liefen hier drei Kursbuch­strecken durch:

401b München – Gauting – Starnberg – Tutzing
402 München – Garmisch-Partenkirchen – Mittenwald – Innsbruck
402a München – Tutzing – Kochel

Erstere galt dem Vorortverkehr. Die meisten Züge der KBS 401 b hielten in Planegg und zwar auf der west­lichen Seite des Empfangs­gebäudes, wie auf den bei­den Bildern. Von den Zügen über Tutzing hinaus Rich­tung Gar­misch und Inns­bruck, die auf den öst­lichen Fernbahn­gleisen fuhren, gab es im Sommer­fahrplan 1962 morgens nur einen (5.20 Uhr, P 1350 nach Innsbruck), abends nur zwei Züge (19.41 Uhr, P 1386 und 23.24 Uhr, P 1371, beide nach Weil­heim), die in Planegg hielten. Retour hielt nur um 5.50 Uhr der morgend­liche P 1371 aus Weil­heim in Planegg.

Ebenfalls die Züge der Kochel­seebahn (KBS 402 a) fuhren in Planegg ohne Halt durch. Nur sonn­tags hielten zwei Züge: 7.13, P 1443 Kochel – München und 18.55, N 1417 Staltach – München (wobei das N hier für die damals beste­hende Zug­gattung Nah­schnell­verkehrszug steht!)

3.) Nähere Ansicht des Empfangs­gebäudes. Wer das Buch "Karwendel­bahn" von Sieg­fried Bufe besitzt, kann auf Seite 62 eine Vergleichsansicht von 1924, fast von der gleichen Stel­le mit einer bay. Pt 3/6 betrachten.

Links im Bild ein Fährbootwagen. Welch ein Güterkunde wohl den für welche Fracht bestellt haben mag?

4.) Das dreiteilige Gebäude mit niedrigen Mit­tel­bau im Detail von Nord­osten her gesehen. In dem höl­zernen Vorbau auf der lin­ken Seite ist das Fdl-Stellwerk 1 (Fernbahn) untergebracht. Direkt auf der anderen Gebäude­seite befindet sich das Fdl-Stell­werk 3 (Vorort­bahn). Stell­werk 2 befindet sich an der süd­lichen Ausfahrt westlich der Fernbahn.

Die Vermutung liegt nahe, daß mit dem Bau der Vorortstrecke es sich ange­boten hat, einen Schienen­strang auf der anderen Seite des Gebäu­des vorbei­zuführen. Der Ort Planegg liegt jedoch östlich der Trasse. Die Größe des Gebäu­des mag der westlich von der Bahn­trasse gele­genen Wall­fahrts­kirche Maria Eich geschuldet sein.

5.) Der Fährbootwagen von der anderen Seite, sowie die Ausfahrt Richtung München. Die beiden ein­flügligen Signale sind die Strecken­gleise der Fern- und Vorortbahn. Es gab damals wie heute in Planegg keine Gleis­wechsel­möglich­keit zwischen den beiden Strecken.

6.) Rangieren mit 144 184. Die Lok drückt Von-Haus-zu-Haus-Behälter an einem Opel und Mercedes vorbei zurück ins Güter­gleis. Nach Stellung der Weiche zu urteilen kam sie gerade mit einer Übergabe an und schob die Wagen vom Strecken­gleis zur Ladestraße.

7.) Hier schnellt sie wieder nach vorn, mit drei Mann im Bild. Nun steht die Weiche gerade aus, aufs Auszieh­gleis. Auf dem Fernbahngleis nach München wird es gleich eine Zugdurch­fahrt geben.

8.)

9.) Zum Vergleich: Planegg im Jahre 1990. Mit dem Bau der S-Bahn wurde das Empfangs­gebäude abge­rissen und die Vorortgleise begradigt. Der 420 kommt aus München. Dort wo das Stadt­einwärts­gleis liegt, war früher der Hausbahn­steig, der auf den obigen Bildern zu sehen ist. Rechts der Bereich der Güter­gleise ist noch weit­gehend unverändert. Man sieht die Kilo­metertafel 14,0 (exakt: 13,986) am Turm­masten links vom rechten Signal. Man sieht den Kilometer 14,0 auch auf Bild 5, aber 14 m weiter südlich vom heutigen.

Die Gleisbezeichnungen 11 und 12 bestanden noch etliche Jahre als Über­bleibsel aus der Zeit des Insel­bahnhofs.