Murnau liegt am südöstlichen Ende des Staffelsees. Im Bahnhof Murnau zweigt die Nebenstrecke nach Oberammergau ab. Diese wurde am 5. April 1900 eröffnet, in den Folgejahren elektrifziert und ab 1. Januar 1905 elektrisch betrieben. Bis 1938 führte die LAG den Betrieb, dann wurde die Strecke verstaatlicht und ging an die Reichsbahn über. Bis 1960 begannen und endeten die Oberammergauer Züge im Lokalbahnhof Murnau, der sich neben dem Staatsbahnhof befand. Murnau hatte ein eigenes Betriebswerk, das sich auf Höhe des Haltepunkts Murnau Ort befand. Das Bw war bis 1954 eigenständig und wurde dann Außenstelle vom Bw Garmisch.
Der Bahnhof Murnau wurde 1984 ausgewählt, als erster Bahnhof mit elektronischer Stellwerkstechnik der Firma Siemens ausgerüstet zu werden. Außerdem waren vier weitere Bahnhöfen dafür vorgesehen: Overath, Essen-Kupferdreh, Detmold und Springe zwischen 1989 und 1991. Ein weiterer ESTW-Prototyp von SEL wurde in 1990 in Neufahrn (Niederbay) in Betrieb genommen.
In Murnau ging das ESTW am 13. Dezember 1985 in den Testbetrieb. Parallel dazu blieb vorerst die mechanische Technik mit Formsignalen für den Regulärbetrieb erhalten. Nach dieser Probephase wurde das ESTW Murnau am 29. November 1988 dem Regelbetrieb übergeben und die mechanischen Stellwerke demontiert.
1.) In Murnau zweigt die 24 km lange Nebenbahn nach Oberammergau ab. Von dort kam um 16:45 dieser Wendezug als N 6618, geschoben von 141 050. Üblicherweise fahren die Oberammergauer Züge bei ihrer Ankunft auf Gleis 1a ein, zu dem das hier zu sehende Signal gehört. Reisende nach München können dadurch am gleichen Bahnsteig gegenüber in den nächsten Zug nach München steigen, ohne die Unterführung nutzen zu müssen.
Hier ist gerade der Umsetzvorgang nach Gleis 2 zu sehen. Von dort aus erfolgt die Abfahrt nach Oberammergau. Da Züge aus München auf Gleis 3 halten, besteht auch von dort wieder ein barrierefreier Übergang zum Oberammergauer Zug.
Beim Umsetzen zieht die Lok den Zug aus Gleis 1a zurück auf das Lokalbahngleis in Richtung Murnau Ort. Dann geht es retour über der Doppelkreuzungsweiche, die hier gerade noch auf Höhe der Lok zu sehen ist und auf der das Hauptbahngleis aus Richtung Garmisch gekreuzt wird. Dann erfolgt die Einfahrt am Stellwerk vorbei auf Gleis 2.
2.) Am Vormittag des selben Tages verlässt 111 219 Gleis 3 mit einem Eilzug nach Mittenwald.
3.) Bis Ende 1981 war die Strecke nach Oberammergau in der Hand der Altbauellok E 69 (ab 1968 Baureihe 169). Danach übernahm die Baureihe 141 vom Bw München Hbf den Einsatz auf der Strecke. 1983 wurde der gesamte Münchner Bestand der 141 nach Nürnberg abgegeben, dennoch bespannten diese Loks weiterhin die Züge Richtung Oberammergau, da die 111 im Dauereinsatz eine zu große Achslast für den Oberbau der Lokalbahnstrecke hatte.
Zum 31.12.1982 waren beim Bw München 1 folgende 141 stationiert: 141 001 bis 021, 023 bis 031, 033, 155 bis 163, 171 und 172 ( = 44 Maschinen)
So war auch 141 017-4 von 1966 bis 1983 eine Münchner Lok und fuhr sicher so einige Male nach Oberammergau. Im Winter 1991 steht sie auf Gleis 4 in Murnau und wartet auf einen neuen Einsatz. Wahrscheinlich löst sie eine andere 141 im Umlauf ab.
Die nachfolgenden Bilder von 1987 wurden mit einer Agfamatic Pocketkamera geknipst. Die 16-mm-Negativstreifen haben beim hochauflösenden Einscannen ihre Grenzen, so dass das Ergebnis leider etwas körnig wird.
4. + 5.) In den Sommerferien 1987 ist der N 6609 abfahrfertig auf Gleis 2. Einzig die Tür vom Schaffner, der den Zug gerade abgefertigt hat ist noch offen (links). Gleich darauf schiebt 141 238 den Zug aus den Bahnhof zum nächsten Halt Murnau Ort. Weiter hinten auf Gleis 2 steht ein Güterzug, der noch nicht mit einer Lok bespannt ist.
6.) Währenddessen hat 140 002 mitsamt Personal auf Gleis 1a die Abfahrt des Oberammergauer Zuges abgewartet. Der Weg nach Gleis 2 ist nun frei...
7.) Wenige Minuten drauf steht 140 002 an ihrem Güterzug auf Gleis 2, der hauptsächlich aus Schotterwagen besteht. Die Fahrt geht dann wohl entweder nach Hechendorf unterhalt der Murnauer Rampe oder bis nach Eschenlohe zum Hartsteinwerk.
8.) Ein Blick zur Murnauer Rampe, die den einzigen zweigleisigen Abschnitt zwischen Tutzing und Mittenwald, bzw. Innsbruck darstellt. 111 003 klettert ohne Mühe mit ihrem Eilzug rauf zum Bahnhof Murnau. Die Rampe ist nur knapp 3 km lang, kommt aber mit ihren 25 Promille Steigung schon knapp an die 25,3 Promille der Schiefen Ebene zwischen Neuenmarkt-Wirsberg und Marktschorgast in Oberfranken ran.
9.) Eine weitere Stunde später kommt es zu diesem E41-Treffen im Bahnhof Murnau. Links fährt die grüne 141 134 mit dem nächsten Eilzug aus Mittenwald ein. Rechts wartet der Anschlusszug nach Oberammergau mit 141 370. Ehe dieser Zug um 16:16 abfährt wird noch die Ankunft des EC 81 "Karwendel" aus Hamburg abgewartet, der um 16:06 auf Gleis 3 hält.
Zwölf Jahre später habe ich 141 134 im winterlichen Oberammergau (Bild 5) erwischt. Schon im orientroten Lack, aber immer noch mit der waagerechten Blechdachrinne über den Frontscheiben.
Bilder 10 bis 15 und Texte von Paul Müller (Isartalbahner), Murnau, am 9. Mai 1971:
10.) 144 024 mit P 2262 bei der Ausfahrt in Murnau Richtung Garmisch.
11. + 12.) 169 004 stand schon längere Zeit am Oberammergauer P 3776. Noch durfte sie nicht raus, es war ein wichtiger Anschluss abzuwarten…
13.) …nämlich der D 1010, den 144 006 am Haken hatte.
Dies war die Mittenwalder Kurswagengruppe aus dem Hagener D 510, die in Augsburg vom Stammzug abging. Die Führung Augsburg - Weilheim übernahm ein Diesel, die Bespannung ab Weilheim nach Mittenwald standesgemäß die E 44. Wie genau damals Fahrpläne eingehalten wurden, zeigt die Übergangszeit in Murnau. Ankunft D 1010 in Murnau um 17:29 Uhr an, der Oberammergauer P 3776 hatte 17:32 Uhr Abfahrt.
14. + 15.) Wochenendruhe für die 160 009, dahinter ihr Arbeitsvorrat.