Doku-des-Alltags: Strecken und Bahnhöfe

 

Plattling – Zwiesel – Bayerisch Eisenstein

Gotteszell 552 m ü. NN
km v. Landshut Hbf / km 0,0 n. Blaibach (Oberpf)

1.) Kurz nach 9 Uhr morgens im malerischen Bahnhof Gotteszell. Im geraniengeschmückten Anbau befindet sich das mechanische Fahrdienstleiterstellwerk, Einheitsbauart.

2.) Die südwestliche Ausfahrt mit Bahnübergang, Bahnwärterhaus und Wasserhochbehälter. Dahinter Güter- und Lagerhallen mit Baustofflager.

3.) Die nordöstliche Ausfahrt samt Stellwerk, Güterschuppen und Ladegleis. Von hier noch 6 durchgängigen Bahnhofsgleisen sind heute nur noch 3 übrig. 2003 wurde der Bahnhof umgebaut, die Formsignale wurden durch Lichtsignale ersetzt.

4.) Einfahrt des N 7164 vormittags, sechs Tage später. Es ist täglich der zweite Zug, der bis Bayerisch Eisenstein durchfährt. Der erste ist der E 3465 aus Regensburg, der genau eine Stunde vorher fährt. Siehe auch Kapitel Bayerisch Eisenstein, dort sind am 15.08.1988 beide Züge nebeneinander im Endbahnhof zu sehen, der N 7164 wurde von 211 031 befördert.

5.) Geschoben wird der Zug von 218 240. Am Hausbahnsteig warten bereits Reisende, die auf den Anschlußzug nach Viechtach warten. Aus dem Packabteil des Steuerwagens wurde Gepäck auf die bereitstehende Karre verladen. Bis einschließlich Winterfahrplan 88/89 führte der Zug auch die 1. Klasse mit sich. Ab Sommerfahrplan 1989 (28. Mai 1989) nur noch 2. Klasse.

218 240 war stets in den drei großen bayerischen Diesel-Betriebswerken zuhause:

Mühldorf 08.06.1973 – 13.08.1977
Regensburg 14.08.1977 – 29.09.1993
Kempten seit 30.09.1993 / 30.06.2008 z-Stellung ; 2013 ausgemustert

6.) Schließlich kommt mit einiger Verspätung der eigentlich schon um 9.25 Uhr fällige Anschlußzug aus Viechtach auf Gleis 1 an. In Gotteszell zweigt die private Regentalbahn nach Viechtach und weiter nach Blaibach ab. VT 03 der RBG bildet als Nt 6464 den Anschluß an die Bundesbahn. Sogleich wird das Gepäck verladen. Um 9.45 Uhr gehts los nach Viechtach. Den Nt 6464 gibt es nur zum Sommerfahrplan.

Der VT 03 wurde 1951 in Esslingen gebaut und war zunächst bei der AKN (Altona – Kaltenkirchen – Neumünster) als T7 eingesetzt. 1963 gelangte er zur Tegernseebahn, wo er als VT 26 eingereiht war, 1967 zur Frankfurt-Königssteiner Eisenbahn als T90. Schließlich übernahm ihn die Regentalbahn AG am 8. April 1977 und reihte ihn als VT 03 in den Bestand, wo er mehr als 20 Jahre seinen Dienst tat. 2001 kam er als historisches Fahrzeug zur Staudenbahn und heute ist er in privater Hand erhalten geblieben. Zusammen mit drei weiteren Esslinger Triebwagen samt zugehöriger Steuerwagen, sowie drei Vorkriegs-VT der Dessauer Waggonfabrik bildete er lange Jahre den Fuhrpark im Personenverkehr der Regentalbahn.

7.) Um 9:40 Uhr erreicht der N 7467 aus Bayerisch Eisenstein (ab 8:40) den Bahnhof Gotteszell. Dies wiederum ist täglich der erste Zug, der ab Bayerisch Eisenstein fährt. Der Zug besteht ausschließlich aus Kurswagen nach Dortmund. Außer in Grafling und Ulrichsberg hält der als Nahverkehrszug fahrende Zug auf der Waldbahn überall. Ludwigsthal ist Bedarfshalt. In Plattling werden die vier Bm an den aus Passau (ab 9:47 Uhr) kommenden FD 1920 „Bayerischer Wald“ gehängt werden. Um 10:27 fährt der komplette FD in Plattling ab und um 20.07 Uhr wird er nach mehr als 11-stündiger Fahrt sein Ziel Dortmund erreicht haben.

Die Zuglok der vier Kurswagen zwischen Bayerisch Eisenstein und Plattling ist 218 239, die einen ähnlichen Lebenslauf hat, wie die oben gezeigte 218 240:

Mühldorf 17.05.1973 – 16.08.1977
Regensburg 17.08.1977 – 29.09.1993
Kempten 30.09.1993 – 08.12.2007
Ulm seit 09.12.2007 / seit 30.06.2008 z-gestellt

8.) Abfahrt des Esslinger nach Viechtach. Trotz abzweigenden Streckengleis wird mit Hp 1 ausgefahren.

Blick aus dem Führerstandfenster leider verwackelt.

9.) Ankunft des VT 03 aus Viechtach um 13:53 Uhr als Nt 6469. Wieder gesellt sich 218 240 hinzu, diesmal mit dem N 7172 nach Bayerisch Eisenstein. Der VT 03 wendet gleich um 13:56 wieder und fährt als Nt 6468 wieder zurück nach Viechtach.

10.) 218 240 dieselt weiter. Der N 7172 besteht aus einem BD4yg und einem Byl – 1988 auf der Waldbahn nicht mehr alltäglich, in Bayerisch Eisenstein muß umgesetzt werden.

11.) Nach der Abfahrt des N 7172 brummt auch der Esslinger wieder los, vorbei am verkürzten Einfahrtsignal an der Trasse der Regentalbahn. Der vorletzte Pendel des Tages. Um 17:58 wird er das nächste Mal in Gotteszell sein, dort nach einstündiger Pause zurück nach Viechtach fahren, Ankunft dort ist um 19:33... dann ist Feierabend.

12.) Mit einer Linkskurve entfernt sich die Regentalbahn von der Waldbahn. Dennoch verlaufen beide Strecken noch gut einen Kilometer annähernd parallel. Erst kurz vor dem Zachenberger Einschnitt schwenkt die Waldbahn scharf nach Osten und die Regentalbahn schlängelt sich weiter nach Norden am Regen entlang.

13.) Das Einfahrsignal mit verkürztem Masten aus der anderen Richtung. Rechts oben auf dem Damm verläuft die Strecke nach Bayerisch Eisenstein.

14.) Ein 180°-Schwenk zeigt die Einmündung der Regentalbahn in den Bahnhof Gotteszell. Nur Gleis 1 kann erreicht werden. Rechts das mechanische Wärterstellwerk.