Doku-des-Alltags: „BD München“

Linienstern Mühldorf

Bahnknotenpunkt Mühldorf (Oberbay)



1.) Einfahrt in Mühldorf im Sommer 1992 um 14:21 von Garching kommend, mit dem E 3466. Die Bäseler-Weichen an der Bahnhofseinfahrt (2x DKW, 1x EKW) waren mir stets ein Foto wert. Immerhin liegen sie heute, unberührt vom zweigleisigen Ausbau nach Tüßling, noch an Ort und Stelle, nur die Weichenlaterne ist weg. Rechts ist das 1965 errichtete Kesselhaus samt Schornstein zu sehen, beides inzwischen längst abgerissen.

Der auf Gleis 7 stehende Zug mit Hasenkasten-Steuerwagen war um 14:17 als N 6904 aus Passau angekommen. Auf Gleis 5 steht der Anschlusszug nach Landshut, der E 3392.

2.) Eine Stunde später ist der Personenbahnhof fast leer. Nur eine zweiteilige Schienenbusgarnitur steht jetzt auf Gleis 3. Es ist 798 766 mit einem 998.

3.) Blick hinüber zum Betriebswerk. Noch spielen 218 und 798 die erste Geige. Der 212er Bestand wurde aufgestockt, während die restlichen sieben 211er am 30.5.1992 geschlossen an das Bw Hagen abgegeben wurden.

4.) Nun ist auf Gleis 2 der E 3441 eingefahren. Die letzten vier Wagen bleiben stehen. Sie fahren um 15:34 als E 4209 weiter nach Passau. Am Schluss fällt der ARmh216 der Passauer Eisenbahnfreunde (51 80 84-43 005-8) auf. Er wurde wohl zeitweise von den Bäderorten im Rottal angemietet und als Kurswagen mit eingereiht.



5.) Der E 3441 hat bereits Gleis 2 verlassen und ist weiter nach Burghausen gefahren, während die Passauer Kurswagen noch am Ende des Bahnsteigs stehen. Der Zuganzeiger zeigt nun schon deren Zielort an. Bald wird eine 212 kommen und um 15:34 als E 4209 die Fahrt nach Passau antreten. Um 15:35 fährt der Schienenbus als Nto 3437 (auch wenn immer noch „Eilzug“ angezeigt wird) nach Traunstein ab.

6.) 28. März 1994, vormittags in Mühldorf, der Blick geht aus dem Fenster des E 3437 nach Burghausen, es ist ca. 11:17. Auf Gleis 4 ist bereits der N 4412 nach Markt Schwaben angeschlagen, der allerdings erst um 12:25 fahren wird. Auch wenn die Doppelstöcker (noch mit Bundesbahnemblem) im Hintergrund schon die Vertaktung "Linienstern Mühldorf" ankündigen (zum Sommerfahrplan 1994), hielten sich die mechanischen Zielanzeiger noch wacker bis zur Inbetriebnahme des ESTW im Jahr 2000.

Auf der Strecke München - Mühldorf wurden die Zuggattungen Eilzug und Nahverkehrszug noch bis zum 27. Mai 1995 beibehalten, dann wurden sie zum SE StadtExpress. Auf den übrigen Strecken fuhren ab 1994 RB.

7.) Im Bw stehen mehrere 217er, die damals noch zum Bw Regensburg gehörten. Die Baureihe 217 im Dosto-Verkehr zwischen München und Mühldorf einzusetzen hatte sich nicht bewährt. Es gab Probleme mit der Zugheizung und den Abgasen. Für ihren zweiten Motor hatten sie auch Abgashutzen bekommen. Die Abgase zogen dennoch in die Dostos, die damals noch die Luftansaugung auf dem Dach hatten.

Die 217er blieben noch leihweise bis Mai 1994 in Mühldorf und wurden im Güterverkehr eingesetzt, ehe sie wieder zurück nach Regensburg wanderten, ehe sie dann im Jahr 2000 endgültig nach Mühldorf stationiert wurden.

Hier sind zu sehen, von links nach rechts: 217 019, 217 017, 217 020 und 217 016. 217 020 behielt noch bis 2001 ihre ozeanblau-beige Lackierung.



8.) Einfahrt in Mühldorf am Nachmittag mit dem Eilzug aus Burghausen an der Baeseler-DKW vorbei. Zum Fahrplanwechsel im Mai wird die Zuggattung Eilzug auf der Münchner Strecke noch bleiben, auf den anderen Ästen werden es dann 628er als RB sein. Auch durchgehende Verbindungen München - Burghausen werden erstmal entfallen. Inzwischen gibt es sie ja wieder.

Noch gibts in Mühldorf Schienenbusse, im Hintergrund lauert aber schon ein 628.4, die 1994 fabrikneu nach Mühldorf kamen.

9.) Der E 3444 kommt auf Gleis 1 zum stehen. In einer Linie steht die Signalgruppe an der westlichen Ausfahrt.

10.) Der Blick in die entgegengesetzte Richtung zeigt weitere Leistungen um diese Uhrzeit: auf Gleis 5 hat der Gegenzug nach Burghausen schon Hp2, gleich werden die offenen Türen zuklappen und der Zug sich in Bewegung setzen. Der Schienenbus auf Gleis 3 wird um 15:37 nach Traunstein fahren. Die im Personenverkehr spärlich befahrene Traun-Alz-Bahn war die letzte Einsatzstrecke der Mühldorfer Schienenbusse noch bis in die zweite Hälfte der 1990er Jahre.

Der km 61,6 bezieht sich auf die Strecke von Rosenheim. Diese Kilometrierung läuft weiter über Neumarkt-St. Veit bis Frontenhausen-Marklkofen und einst weiter bis Pilsting.



11.) Nun die Abfahrt des Münchner Eilzuges mit Hp 2. Gleis 1 geht direkt in die Rosenheimer Strecke über, nach München muss noch um ein Gleis weiter rüber gewechselt werden.

12. + 13.) Parallel zum ausfahrenden Eilzug rollen 217 019 und 217 017 vom Bw zum Rbf.

14.) Die Lok des Eilzugs beschleunigt, zügig gehts am Rbf vorbei, wo auch 217 020 inzwischen vor einem Güterzug steht.

15.) Hier wandern zwei Rungenwagen ins Bild, die mit offenbar noch ziemlich neuen Müllcontainern beladen sind, die Material zur Befeuerung des ZAS-Kraftwerks in Burgkirchen (Zweckverband Abfallverwertung Südostbayern) anliefern. Das Kraftwerk ging im Herbst 1994 regulär in Betrieb, lief aber Anfang des Jahres schon probeweise.

16.) Die Ausfahrgruppe des Rangierbahnhofs mit Gruppenausfahrtsignal Richtung München/Rosenheim. Dahinter der Ablaufberg mit dem Stw Ma.

17.) Eine nähere Ansicht des Stellwerks Ma. Dahinter zieht eine V60 gerade eine lange Wagenreihe über den Ablaufberg in eines der Abdrückgleise.



18.) Nun ein schneller Blick aus dem gegenüberliegenden Fenster auf das ausgekreuzte Vorsignal der Rosenheimer Strecke. Das Gleis ist zudem an dieser Stelle mit einer Gleissperre versehen. Der von Gleis 1 abgefahrene Zug hat gerade auf das Münchner Streckengleis gewechselt, wie man am letzten Wagen noch sehen kann.

Nach der Sanierung der beiden Innbrücken bei Königswart und Jettenbach stand die Wiedereröffnung der Strecke nach Rosenheim kurz bevor. Genau zwei Monate später, am 28. Mai 1994 wurde der Personenverkehr mit 628.4 aufgenommen.

Rechts dahinter das Stw Mwf, das genau vis à vis zum Ma steht.

19.) Am Ablaufberg ist 365 634 mit einer langen Güterwagenreihe beschäftigt.

20.) Nun nähern wir uns dem Signal vor der Streckentrennung. Links davon steht das Stw Mw. Die Ausziehgleise, die gleichzeitig als Einfahrgruppe aus München und Rosenheim dienen können, münden dort in die Streckengleise.

21.) Das Stellwerk Mw ist passiert und unmittelbar danach der Innwerkskanal überquert. Nun biegt die Rosenheimer Strecke nach Süden ab. Von hier aus sind es etwa 35 km bis Wasserburg (Inn) Bahnhof.

Die Fahrt des N 3444 ging jedoch weiter nach München.

22. + 23.) Während auf den Strecken nach Landshut, Rosenheim, Freilassing und Burghausen schon der 628.4 das Regiment übernommen hatte, fuhren auf der Rottalbahn noch 212-bespannte Züge. Für diesen Zweck hatte es sogar einen ex DR-Wagen nach Mühldorf verschlagen. 212 084 wird gerade vor die RB 4205 gesetzt, Abfahrt 10:28.

24.) Nachmittags Rückkehr aus Garching, bei der Einfahrt in Mühldorf am km 0,4. Nach links zweigt die Strecke nach Simbach ab. Rechts befindet sich heute das ESTW. Die Strecke nach Tüßling wird aktuell (03.2017) zweigleisig ausgebaut.

25.) Ein Güterzug mit Doppeltraktion, angeführt von 218 354, rumpelt am Bw vorbei, wo noch der große Schornstein steht. Vor der Halle steht u. a. 218 308, die letzte purpurrote 218 vom Bw Mühldorf. Die orientroten Kolleginnen sind nach wenigen Jahren schon schweinchenrosa geworden.

26.) Der nächste Zug nach Passau fährt unmittelbar nach Durchfahrt des Güterzugs ab, diesmal gezogen von 212 086.

Der dreiteilige Schienenbus auf Gleis 3 kam gerade aus Nto 6432 aus Traunstein. Zum Zeitpunkt war das die letzte mit Schienenbussen befahrene Strecke um Mühldorf.

Hier ist er beim Halt in Tüßling zu sehen und hier in Garching (Alz)

27.) 218 308 und 218 315 haben einen langen Güterzug aus München gebracht. Der größte Teil bleibt hier stehen, nur die Kesselwagen und der G-Wagen werden weiter befördert werden.

28.) 1994 war 218 308 die als letzte verbliebene purpurrote 218 beim Bw Mühldorf. Erst 1998 wurde sie verkehrsrot lackiert und übersprang damit das ozeanblau-beige und orientrote Farbkonzept.

29.) Los gehts. Die beiden Loks haben mit ihrer kurzen Fuhre keine große Last und beschleunigen zügig. Gleich gehts am Gruppenausfahrtsignal des Rangierbahnhofs vorbei. Dahinter das Stellwerk Mm, das für die Ausfahrt des Rbf zuständig ist.

30.) Beide Loks wurden von Krupp gebaut (Abnahme 218 308: 12.09.1974 / 218 315: 09.02.1975) und ihre Erstbeheimatungen waren beim Bw Regensburg. 218 315 war von Anfang an ozeanblau-beige lackiert. 1989 wurde sie orientrot. Nach der Regensburger Zeit wanderten beide nach Mühldorf. 218 308 war vom 24.09.1983 bis 04.11.2000 in Mühldorf beheimatet, 218 315 bereits seit 11.11.1977 bis 31.08.2000.